fpg180 – Jobsuche Tipps: Worauf sollten Sie achten? – Interview mit Hendrik Zaborowski
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Wenn Experten Jobsuche Tipps geben, dann ist ihnen ganz wichtig, dass die Bewerber verstehen:
Nicht jede freie Stelle wird ausgeschrieben.
Im Gegenteil: Die Mehrheit der offenen Positionen werden „unter der Hand“ besetzt.
Worauf sollten Sie da achten, wenn Sie Fach- oder Führungskraft sind und einen neuen Job suchen?
Jobsuche Tipps mit Henrik Zaborowski
Darüber unterhalte ich mich heute mit dem Recruitingspezialisten Henrik Zaborowksi
In Podcastfolge fpg 166 und fpg 167 hatte ich ihn schon mal zu Gast.
Wir unterhielten uns über Personalauswahl und Personalsuche z.B. mit Hilfe von Social Media und Active Sourcing.
Einige Hörer haben daraufhin Henrik und mir geschrieben, dass es doch auch ganz interessant wäre, das Thema Jobsuche mal aus der Sicht des Bewerbers und des Bewerbungsprozesses zu besprechen.
Eine gute Idee und deshalb habe ich Henrik nochmal eingeladen in den Podcast, um über Jobsuche Tipps zu sprechen.
Ich wollte von ihm wissen, wie man sich heutzutage als Führungskraft am besten bewirbt und welche Tipps er für die Jobsuche hat.
- Warum ist eine Bewerbung immer ein Glücksspiel?
- Wie spreche ich am sinnvollsten einen Personalberater an?
Macht es überhaupt Sinn? - Warum sollte man Initiativbewerbungen nicht an die Personalabteilung schicken?
- Wie kann ich als Bewerber Xing und LinkedIn am Besten nutzen?
Weiterführende Links
- Webseite von Henrik Zaborowski
- Blog von Henrik Zaborowski
- Buch: Lotsen in der Informationsflut
- Personalsuche mit Social Recruiting und Active Sourcing
- Personalauswahl
Das inspirierende Zitat
„Es empfiehlt sich, Bewerbungsgespräche eingangs nicht mit unglücklichen Formulierungen zu belasten wie ‚Von den letzten 5 Unternehmen wurde ich bereits in der Probezeit gefeuert‘,
sondern diesen Tatbestand psychologisch sensibler auszuleuchten:
‚Ich hatte aufgrund resignativer Akzeptanz einige für mich wertvolle und perspektivenreiche biografische Brüche‘.“
Karl Heinz Karius
Das transkribierte Gespräch mit Henrik Zabarowski
Geropp:
Henrik, wie findet man denn ein kleines, feines Unternehmen, das jetzt auch mich als potenziellen neuen Mitarbeiter haben möchte?
Zaborowski:
Das ist eine gute Frage, da gehe ich gleich gerne drauf ein, aber Bernd, lass mich eine Sache, ich würde gern eine Sache mal ganz am Anfang rausstellen, was vielleicht ein bisschen provokant ist, aber meines Erachtens sehr gut die Realität trifft.
Nämlich die Aussage, dass jede Bewerbung und natürlich dann eine Initiativbewerbung, wenn ich jetzt sage, ich suche mir jetzt ein Unternehmen und gehe halt selber auf die zu, jede Bewerbung ist ein Glücksspiel.
Das mag überraschen, man denkt ja irgendwie, das läuft ja alles strukturiert und sowas ab in den Unternehmen. Also meine Erfahrung ist wirklich, jede Bewerbung ist ein Glücksspiel. Und wenn du magst, erkläre ich auch gerne mal kurz warum?
Geropp:
Ich glaube, das wäre ganz gut. Weil, ich glaube schon, dass viele Leute denken, na ja, wenn die jemanden suchen, dann ist die Personalabteilung da schon die richtige Abteilung und die wissen das und die werden sich mir dann entweder eine Zu- oder Absage geben oder für Weiteres Interesse haben.
Und da sagst du, nein, das ist ein Glücksspiel. Das kann auch ganz anders laufen.
Zaborowski:
Genau. Ich glaube, ich habe es schon mal in unseren ersten Interviews gesagt, Recruiting und eigentlich auch Bewerbung ist ja nichts anderes als Kommunikation. Und wir beide wissen, wir werden zugeballert mit Kommunikation. Also allein Werbung.
Wir laufen den ganzen Tag durch die Gegend und bekommen Werbung. Die interessiert uns aber nicht bis vielleicht zu einem gewissen Zeitpunkt. Also ich sage mal, O2 bietet gerade hier den Wahnsinns-Tarif an oder die Telekom oder sowas, wo ich sage, für einen Euro kriege ich auch noch das iPhone und hast du nicht gesehen. Ich sehe diese Werbung aber nicht, weil, ich habe einen laufenden Vertrag, der läuft noch eineinhalb Jahre.
Ich mache mir jetzt gar keine Gedanken darüber, ob ich den Tarif wechsele zum Beispiel. Oder bekomme immer hier Flyer von diesen ganzen Möbelhäusern in meiner Zeitung. Die schmeiße ich alle ungesehen sofort in die Papiertonne, weil, ich brauche jetzt keine Möbel. Das heißt, da können die geilsten Angebote sein, es interessiert mich nicht. So.
Und das ist halt die Frage der Aufmerksamkeit und des Fokus. Jetzt sagst du wahrscheinlich, na ja, aber wenn jetzt ein Unternehmen eine Stellenanzeige geschaltet hat, dann suchen die ja. Dann haben die ja Interesse. Und dann kommen wir da zu dem nächsten, dass ich sage, na ja, es ist halt Kommunikation und ich weiß nie, wie das, was ich kommuniziere beim Gegenüber ankommt, zumindest nicht, wenn ich schriftlich kommuniziere.
Und das mache ich ja meistens in Bewerbungen. Das liest jeder anders. Und irgendeiner sucht halt nach bestimmten Wörtern und die findet er bei mir nicht und dann springt ihn nichts an. Und dann sagt der,
„Nein, das sortiere ich erstmal wieder weg.“
Und das ist ein Glücksspiel, weil, ich weiß nicht, ich kann natürlich es ein bisschen Steuern, aber ich weiß am Ende nicht, auf was springt der andere an. Und der dritte Punkt ist, das erlebe ich bei mir sehr stark, ich bin ja echt eigentlich so ein Menschenfreund. Und wenn mich jemand um Rat bittet oder um Hilfe oder sowas, dann bin ich eigentlich der Letzte, der sagt, nein, kriegst du nicht.
Aber ich kriege zum Beispiel immer mal wieder Anfragen von irgendwelchen Studenten, die sagen, hier, ich mache meine Bachelor, Diplom-Arbeit, Masterarbeit zum Thema Sourcing und da wollte ich gerne mit Ihnen ein Interview machen, würde ich normalerweise immer sagen, ja klar, mache ich. So. Aber dann gibt es halt Zeitphasen, da habe ich da keinen Kopf für, weil ich entweder komplett überlastet bin oder gerade in einer Depression stecke, weil ich sage, alle wollen nur was von mir, aber keiner tut mir was Gutes.
Und dann blende ich das halt komplett aus. Und dann laufen die in meiner E-Mail, mein Postfach rein und ich sage, ja, nein, jetzt will ich nicht. Bitte?
Geropp:
Du meinst so geht es den Personalberatern halt genauso, wie den Leuten in den Unternehmen.
Zaborowski:
Ja richtig.
Geropp:
Die sagen, wenn ich exakt jetzt jemanden brauche, dann ist der aufnahmebereit, und ansonsten sind die alle so im operativen Tagesgeschäft auch zu, dass sie sagen, jetzt nicht und dann hast du einfach Pech gehabt.
Zaborowski:
Genau. Und deswegen. Und jetzt kann man sagen, das ist aber unprofessionell. Und dann sage ich,
„Ja und lieber Bernd, wir beide wissen das, das Leben ist halt auch sehr unprofessionell. Also auch das Arbeitsleben.“
Da muss man schon mal Glück haben, dass man auf jemanden trifft, der seinen Job nicht nur kann, sondern auch ernst nimmt und jetzt auch gerade die Zeit und den Kopf dafür hat. Also deswegen, jede Bewerbung ist ein Glückspiel im Großen und Ganzen.
Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder. Aber das darf man nicht vergessen. Das heißt, alle Bewerber da draußen, die ergo sich fragen, was mache ich verkehrt, denen möchte ich zurufen, wahrscheinlich nicht allzu viel in der Regel, aber ihr habt halt einfach Pech bisher. Es liegt nicht unbedingt an euch und eurer
Geropp:
Zu mindestens kann ich ja wahrscheinlich die Chance erhöhen, wenn ich die Output-Rate erhöhe oder? Also an Initiativ-Bewerbungen. Oder wie siehst du das?
Zaborowski:
Ja, jetzt steigen wir natürlich schon ein. Genau. Sehr gut. Nein, also konsequent durchgedacht, sagst du ja im Prinzip, ich schicke halt tausend Bewerbungen raus. Irgendeiner wird es schon treffen.
Das kann schon sein, wobei du musst da, glaube ich, den Mittelweg finden. Irgendwann sind es so viele, dann wirst du halt tatsächlich sehr unspezifisch.
Geropp:
Nein, nein, ich meinte wirklich die Bewerbung zugeschnitten auf das entsprechende Unternehmen. Also keine also, „Sehr geehrte Damen und Herren“, das ist mir, glaube ich, ist auch allen klar…
Zaborowski:
Genau, aber das musst du ja dann auch/ Individuelle Bewerbungen für 200 Unternehmen, das ist ja schon Aufwand.
Geropp:
Das ist Aufwand. Ja.
Zaborowski:
Genau. Also dann musst du dich halt fragen, kann ich das leisten und will ich das leisten. Aber natürlich.
Geropp:
Wenn ich einen neuen Job haben möchte, irgendwo muss ich halt aktiv werden. Oder die andere Möglichkeit, wäre meine Frage dann, macht es denn Sinn Personalberater und Headhunter direkt anzusprechen?
Zaborowski:
Es kommt drauf an. Also die Realität ist ja die, dass Personalberater für dich nicht auf Jobsuche gehen, sondern die sagen halt, entweder sie haben gerade ein Projekt, auf das du passt. Das ist natürlich dann perfekt. Oder sie haben einen Kunden, wo sie sagen,
„Mensch, mit Ihren Skills, da könnten Sie bei diesem Kunden durchaus passen. Das kann ich mal versuchen, dass ich den mal frage und sage, Mensch, ich habe hier gerade einen, der ist so und so, und können Sie den nicht noch gebrauchen?“
So in diesen zwei Fällen macht ein Personalberater Sinn und er macht auch definitiv Sinn, weil, es gibt natürlich tatsächlich Aufträge, die so am Markt nicht kommuniziert werden, gerade bei Führungskräften. Also diesen Leiter IT, den ich gesucht habe, da gab es keine Stellenanzeige zu. Und wenn mich dann aber jemand angefunkt hätte und gesagt hätte,
„Zaborowski, ich suche hier einen Job als Leiter IT“,
hätte ich gesagt,
„Herzlich Willkommen. Perfekt.“
Aber das ist natürlich echt Zufallsgeschäft. Also Personalberater suchen in der Regel nicht für dich einen Job aktiv, sondern das ist dann wirklich, die müssen dann Unternehmen kennen als Kunden, wo sie sagen, da kriege ich dich eventuell unter.
Ausnahme: es gibt halt so diese tatsächlich Karriere-Berater, die halt wirklich auch sagen, „ich gehe für dich auf die Suche“, aber das muss man halt vorher klären. Und manche sagen das auch, damit sie halt erstmal deinen Lebenslauf kriegen und dann bist du halt da in der Datenbank und sie machen aber faktisch nie was für dich.
Also da würde ich mich nicht drauf verlassen oder ausruhen oder sowas. Außer du bist ein Szene-Kenner und weißt, die fünf oder die drei Personalberater, die sind genau in meinem Segment unterwegs und die sind da auch sehr gut vernetzt. Und dann kannst du sagen,
„Wissen Sie, wenn ich mich jetzt hier beim Wettbewerb bewerbe, das sickert durch in der Branche. Das müssen Sie machen.“
So, das ist wieder was anderes, aber das gilt, glaube ich, für die meisten Menschen nicht, dass die so elitär, in Anführungsstrichen, oder exklusiv unterwegs sind.
Geropp:
Das heißt aber, wenn ich mich jetzt verändern möchte, ich bin drei, vier, fünf Jahre bei einem Unternehmen, bin Führungskraft und sage jetzt,
„Okay, hier komme ich jetzt nicht mehr weiter. Ich suche mir mal ein anderes Unternehmen, wo ich vielleicht auch den nächsten Schritt machen will. Und zwar möchte ich nicht unbedingt so einen großen Konzern, sondern zu einem von diesen hippen Champions.“
Jetzt habe ich dich richtig verstanden, es gibt eine Möglichkeit, sagen wir mal, einen Personalberater oder vor allem die Karriere-Coaches, Karriere-Berater da irgendwie anzusprechen.
Muss man Glück haben. Die zweite Möglichkeit wäre Initiativ-Bewerbungen zu machen, zugeschnitten auf das jeweilige Unternehmen, wobei dann muss ich natürlich auch das Unternehmen auch erstmal kennen, gerade wenn ich die Branche wechseln will.
Zaborowski:
Richtig.
Geropp:
Das ist ja immer, wenn ich aktiv nach außen gehe. Es gibt ja auch die andere Art des Marketings. Also Social Media, wo wir halt auch vom Recruiting das letzte Mal drüber gesprochen haben, also ich kann mich auch suchen lassen. Also mit XING und LinkedIn. Da wüsste ich gerne mal, wie deine Einschätzung ist?
Zaborowski:
Ja. Also können wir gleich machen. Ich finde es eigentlich schöner, wenn man selber erstmal sagt, ich geht mal selber aktiv auf die Suche.
Geropp:
Okay.
Zaborowski:
Weil das kann ich nämlich tatsächlich sehr schlank mit einem XING Premium-Account zum Beispiel, der nun wirklich sieben Euro im Monat oder sowas kostet. Also die Investition, die rechnet sich wirklich.
So und dann, was ich nämlich machen würde, also Initiativ-Bewerbungen, ich sage immer, bitte nicht an HR schicken, weil in 80 Prozent der Fälle haben die keine Ahnung, also jetzt im Sinne von, du bewirbst dich da als, keine Ahnung, was und die sagen,
„Ich gucke mal gerade, nein, keine offene Stelle.“
Dann bist du weg. Oder sie sagen halt, „ich schicke es halt an den Fachbereich“ und dann sagt der, „weiß ich auch nicht so.“ Aber du hast da keinen Zugriff.
Also erstmal, wie finde ich die Unternehmen? Ich gehe in XING, erweiterte Suche. So. Und dann kann ich ja zum Beispiel, ich biete oder ich suche ausfüllen oder halt auch nach Branche oder Tätigkeitsfeld selektieren.
So jetzt sage ich zum Beispiel, ich bin IOT-Spezialist, Internet of Thinks, dann würde ich gucken, wer ist denn noch IOT-Spezialist.
Geropp:
Du sagst also quasi, die Firmen, die schreiben ja rein, für was sie stehen. Das ist die eine Sache. Und das andere ist vielleicht auch, was sie suchen in XING, also das Unternehmensprofil, dass die kleinen oder Hidden-Champions da sagen, Mensch wir suchen Leute und dann würde da als Keyword IOT stehen.
Zaborowski:
Ja, ich würde es tatsächlich auf Personen beziehen.
Geropp:
Okay.
Zaborowski:
Ich würde sagen, ich suche mir mal IOT-Spezialisten und gucke dann, wo die arbeiten.
Geropp:
Ah, okay. Ja. Ja macht Sinn.
Zaborowski:
Da komme ich dann auf Unternehmen, die vielleicht, das ist vielleicht wirklich eine 50-Mann-Bude, die wirklich keine Sau kennt. Aber da arbeitet halt ein IOT-Spezialist.
Geropp:
Und er bezeichnet sich selbst als IOT.
Zaborowski:
Bezeichnet sich selber als so jemand.
Geropp:
Jetzt verstehe ich dich.
Zaborowski:
Und dann kann ich mir angucken, was ist denn das für ein Typ, und wo arbeitet der. Was ist das für ein Laden? Und dann kann ich natürlich eben sagen, ich gehe jetzt auf die Homepage und auf die Karriere-Seite dieses Unternehmens, informiere mich da mal ein bisschen.
Was ich aber halt auch machen kann oder was ich auf jeden Fall machen sollte zusätzlich, ich funke diesen Spezialisten an. Und sage,
„Lieber Herr X, Sie sind IOT-Spezialist bei der Firma so und so. Ich möchte mich gerne beruflich verändern und habe gesehen, Sie machen ja irgendwie ganz spannende Sachen. Können wir uns mal austauschen? Gibt es vielleicht bei Ihnen Möglichkeiten für jemanden, wie mich?
Oder „haben Sie einen Einblick, wie momentan so Ihr Personalbedarf ist und an wen müsste ich mich denn wenden?“
Und der nächste Schritt ist halt, an wen schreibe ich das? Ich schreibe das immer an denjenigen, der die Macht hat, mich einzustellen.
Geropp:
Den Entscheider.
Zaborowski:
Und das ist halt nicht HR und das ist in der Regel auch kein Peer, also kein Kollege oder sowas potenzieller, sondern dann halt der Leiter Digital, der Leiter IT, der Leiter Produktion oder what ever.
Geropp:
Oder sogar der Geschäftsführer, gerade bei den Kleineren.
Zaborowski:
Oder der Geschäftsführer. So. Wird ein bisschen schwierig, wenn ich jetzt selber Geschäftsführer bin und ich sage, ich suche einen neuen Geschäftsführer-Posten. Dann würde ich ja mit dem Hasen über den Hasenbraten reden. Sage ich,
„Lieber Geschäftsführer X, ich möchte Sie gerne ablösen. Wollen wir uns mal drüber unterhalten?“
Funktioniert ja nicht. Also ab einem gewissen Niveau wird es dann schwierig. Dann müsste ich an den Vorstand gehen oder vielleicht tatsächlich an den Personalchef. Also da wird die Luft dann dünn.
Aber wenn ich irgendwie Abteilungsleiter bin oder so, dann würde ich halt tatsächlich gucken, wer ist der nächste, wer ist die nächste Hierarchie gefühlt, vermutet. Man weiß das ja auch immer nicht so ganz.
Oder wenn ich den nicht finde oder ich bin mir unsicher, dann suche ich mir halt tatsächlich jemanden auf meinem Level oder ein Level drunter und sage,
„Können Sie mir mal helfen als Insider im Unternehmen. An wen muss ich mich wenden, wenn ich bei Ihnen mich für einen Job bewerben möchte?“
Und wenn du das nett und fokussiert machst, also das sind ja keine sechs Seiten oder sowas, sondern das ist ein Zehn-Zeiler oder sowas, dann reagieren die Leute auch. Auch hier ist wieder, dann sind wir wieder beim Glück.
Da muss das jemand sein, der diese Nachricht liest. Der muss dann gerade auch Zeit haben und da einen Kopf für haben und da Bock drauf haben. Deswegen wäre die nächste Stufe, ruf halt an. Dann hast du ihn im Zweifel direkt am Telefon und dann kann er nicht sofort wieder auflegen. Das ist erstmal das Erste.
Suche nach IOT-Spezialisten oder nach Controllern. Und Controller ist jetzt ein weites Feld. Und dann sagst du, ich grenze das. Ich sage, die drei Branchen zum Beispiel oder die Region oder den Ort und sage dann, liebe fünf Controller oder zehn Controller, die ich da jetzt gefunden habe und wo ich mir das Unternehmen angeguckt habe und gesagt habe, ja das könnte mir gefallen, die schreibe ich an und sage, „wisst ihr, ob ihr eventuell noch einen Kollegen sucht?“
Geropp:
Wenn ich das mache, Henrik, also ich stelle mir das gerade mal vor. Ich habe da jetzt einen gefunden.
Was weiß ich, 200-Mann-Laden, der Abteilungsleiter, der ist IOT-Spezialist und das wäre ein spannendes Unternehmen für mich. Jetzt schreibe ich den an über XING. Was macht der als erstes? Der schaut sich erstmal an, wer ist denn das?
Zaborowski:
Richtig.
Geropp:
So. Und jetzt kommt es/ Jetzt wäre meine Frage.
Zaborowski:
Jetzt kommen wir zu deiner Frage.
Geropp:
Wie muss ich mich denn darstellen bei XING oder bei LinkedIn, damit das stimmig ist und vor allem, was darf ich nicht machen? Was sind so No-Goes, wenn ich die mache, den rufe ich ganz bestimmt nicht an oder da melde ich mich erstmal gar nicht.
Zaborowski:
Also aus meiner Sicht gibt es kein No-Go, außer halt überhaupt keine Informationen zur Verfügung stellen. Also jetzt sind wir hier ganz klassisch unterwegs.
Je ausgefüllter dein Profil ist, also aussagekräftig, das heißt, du sagst jetzt, was für spezielle Fachkenntnisse habe ich. Oder du sagst halt, es gibt ja dieses Portfolie, diese Möglichkeit. Sagst du halt, es gibt … Projekte, die ich gemacht habe oder so was. Vielleicht leicht anonymisiert.
Wenn du jetzt sagst, das sind jetzt irgendwie Betriebsgeheimnisse oder sowas. Da darf ich nicht drüber sprechen. Aber je mehr Fleisch du an den Knochen gibst und dann eben auch nicht nur/ Es gibt ja so Profile, da gucke ich dann drauf und dann steht da, der ist jetzt Leiter Fertigung meinetwegen und ich kann nur erraten, der ist seit 20 Jahren im Job, ich habe aber keine Ahnung, was hat der vorher gemacht?
Also hat der schon zehn Mal gewechselt oder ist der immer noch im selben Unternehmen? Und das sind alles so Sachen, die törnen mich dann wieder ab, weil ich sage, da muss ich jetzt wieder raten. Das will ich aber nicht.
Also ich will ein Profil sehen, wo ich so wenig, wie möglich raten muss. Das heißt erstmal also jetzt für den Fall, ich habe jemand angesprochen. Der geht jetzt einmal auf mein Profil, dann soll der natürlich auch erkennen, was ich kann.
Und die Branchen, in denen ich mich auskenne und meine vorherigen Arbeitgeber und Stationen und dann kann der vielleicht sehen, ich habe mich entwickelt oder sonst irgendwas. So. Und dann gibt es tatsächlich wirklich kein No-Go. Jetzt kann man über Bilder diskutieren ja. Also für mich ist ja Foto nach wie vor völlig unwichtig.
Geropp:
Echt?
Zaborowski:
Ja.
Geropp:
Aber mich stößt es ab, wenn ich so ein XING-Profil sehe, wo kein Foto drin ist.
Zaborowski:
Ja. Genau. Kein Foto. Aber du hast ja auch Leute, die posten ihre Freizeit-Fotos.
Geropp:
Ja, okay.
Zaborowski:
Und dann kenne ich halt wiederum Personaler, die sagen,
„Wie unprofessionell. Das ist ja ein Freizeit-Foto. Der kann ja nicht seriös sein.“
Und ich sage,
„Leute, wo bewegt ihr euch denn gerade?“
Geropp:
Ich glaube, da bin ich aber ja auch noch so. Vielleicht ist das mein Alter, wo ich sage,
„Mensch, Mensch, Mensch, das ist doch fast eine Bewerbung vielleicht. Da muss doch ein vernünftiges Foto sein.“
Zaborowski:
Ach was.
Geropp:
Das kann doch jetzt nicht hier beim Bier trinken.
Zaborowski:
Ja, ich meine, XING ist ein Netzwerk. Das ist keine Karriere-Plattform, auch wenn es von XING gerne so verkauft wird.
Das heißt, du hast immer noch Menschen, die sagen, ich bin da einfach zum netzwerken und die wollen da ein Foto haben. Na gut, dann mache ich mal gerade ein Selfie oder ich habe noch eins vom Familien-Urlaub oder sowas. Und das ist ja auch völlig wurscht.
Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, ja klar, dann stelle halt ein professionelles Foto da rein. Für mich wäre es kein No-Go. Ich weiß aber tatsächlich, dass es Personaler gibt, die sagen,
„Nein, das geht ja gar nicht.“
Und dann klicken die halt gleich wieder weg oder sowas.
Geropp:
Weißt du, Henrik, ich glaube, zu der Kategorie, also vom Alter her, gehöre ich auch. Und ich glaube, die sterben mit der Zeit wahrscheinlich aus.
Zaborowski:
Ich hoffe es. Also nichts gegen dich. Aber von der Haltung.
Geropp:
Du hast ja Recht.
Zaborowski:
Du hast ja viele junge Leute auch tatsächlich, die das halt übernehmen vom alten Personaler, der sagt,
„Ja und dann musst du natürlich aufs Foto gucken.“
und so. Und dann wird das nicht hinterfragt und dann vererbst sich diese Grütze auch noch die nächsten Generationen. Aber faktisch hat ja ein Foto und wie du aussiehst, hat ja nichts mit deinem Job und was du kannst, zu tun.
Also deswegen. Es gibt kein No-Go. Es gibt halt tatsächlich und das ist halt wiederum dann für jemand, der jetzt als Recruiter, aus Recruiter-Sicht ist das natürlich sehr charmant. Du kannst ja auch Unterlagen hinterlegen in XING.
Dann gibt es ja auch noch die Pro-Jobs-Variante. Da kannst du ja noch angeben, „ich bin aktiv auf Jobsuche und bin umzugsbereit und das wäre meine präferierte Region und meine präferierte Branche und mein Gehalt“ und sowas.
Das ist natürlich aus Recruiter-Sicht super. Weil, dann brauche ich noch weniger Fragen stellen, sondern dann weiß ich gleich, oh Gott, der verdient schon zu viel oder nein, das passt und so. Also je mehr Informationen du rausgibst, umso angenehmer ist es für jemanden, der sich über dich informieren will.
Aber das ist am Ende natürlich auch immer deine persönliche Entscheidung, wie wohl fühlst du dich damit.
Geropp:
Aber Henrik, wenn ich das richtig verstehe.
Zaborowski:
Ja, bitte.
Geropp:
Ist es für, jetzt bleiben wir mal erstmal bei XING, ja auch wichtig, wenn dann ein Personaler sucht, dass der dich auch findet. Das heißt, du müsstest ja bestimmte Keywords oder Stichworte auch bei XING eingeben, sodass wenn der eine Suche macht, da auch genau draufkommt oder?
Zaborowski:
Genau. Also auch hier, wonach sucht der Personaler? Oder der Sourcer oder wie auch immer. Die suchen halt nach den Begriffen, die im Zweifel in einer Stellenanzeige drinstehen. Also du suchst, dann geht es ja jetzt schon los, also du suchst jemand im Vertrieb. Der heißt bei dir Key-Account-Manager.
Dann hast du halt die einen, die sagen, ja dann gebe ich jetzt mal Key-Account-Management ein oder Manager als Positionstitel und früher bist du dann halt, wenn du jetzt bei dir in der Position Vertrieb halt drinstehen hattest und nicht Key-Account-Manager, dann bist du in der Suche nicht aufgetaucht.
Inzwischen ist der XING durch die semantische Suche und so, weiß die okay, Vertrieb könnte auch Key-Account-Management sein und zeigt dich im Zweifel mit an. So, aber der Punkt ist halt, bringe die Begriffe, die du tatsächlich repräsentierst. Das heißt, sowohl Position, also Key-Account oder Account-Manager oder Sales-Manager, das kriegt die semantische Suche heutzutage eigentlich hin und im Zweifel gibst du halt alle drei Begriffe ein.
Also du sagst, ich bin Sales-Manager genauso, wie Key-Accounter oder Account-Manager. So und dann halt, was sind denn die Produkte oder die Themen, in denen du dich bewegst.
Es ist ja ein Unterschied, ob ich sage, ich verkaufe Software oder ich verkaufe Waschmaschinen. So. Oder ich verkaufe Elektro-Großgeräte. Das heißt, jetzt sucht hier jemand einen Waschmaschinen-Verkäufer, ist jetzt ein bisschen konstruiert, dann gibt der Waschminen ein, da wüsste ich jetzt ehrlich gesagt nicht, ob die semantische Suche jetzt dich dann auch rauswirft, wenn du Elektro-Großmaschinen angibst oder kleine oder wie auch immer.
Also da müsste man halt sicherlich selber auch mal ein bisschen ausprobieren und im Zweifel nimm halt ein Keyword mehr, als eins zu wenig. Und das gleiche gilt auch für die Schreibweise. Die einen schreiben halt IOT, die anderen schreiben Internet of Things. Auch das kriegt die semantische Suche heutzutage hin. Nichtsdestotrotz kann man da natürlich auch auf Nummer sicher gehen. Gerade dann, wenn du auch noch irgendwelche Spezialkenntnisse hast, die auch gar nicht so häufig vertreten sind, dann solltest du die natürlich besonders nennen, weil wenn dann wirklich jemand danach sucht, dann ist ja die Garantie, dass du gefunden wirst, ist ja quasi gegeben.
Geropp:
Sag mal, würdest du jemandem raten, der, sagen wir mal, Internet affin ist und sich gern auch Social Media mäßig zeigt, würdest du dem als angestellte Führungskraft raten, wenn er ein Thema hat, zum Beispiel jetzt IOT, dass er sagt,
„Mensch, fang doch an mit dem Bloggen oder mit irgendwas, wo du Sichtbarkeit bekommst im Netz.“
Zaborowski:
Eigentlich nur, nur, was heißt nur? Also würde ich empfehlen, wenn du da selber auch Bock drauf hast, weil das ist ein Brett, dass du da bohren musst.
Also ich habe zwei Jahre gebloggt und dann wurde ich ein bisschen bekannter. Und du brauchst so Multiplikatoren. Also andere Experten, die dann auf dich aufmerksam werden und dich dann wiederum im Netzwerk empfehlen und sowas.
Also du kannst fünf Jahre durchbloggen und keine Sau kriegt es mit im Zweifel, wenn du Pech hast. Das ist schon ein Pfund, aber natürlich hilft das, also a, wenn dann jemand auf dich aufmerksam wird und sagt,
„…also was kann der Zaborowski denn jetzt eigentlich?“,
und der sieht dann deine ganzen Blog-Artikel, dann kann er sich ja informieren und sagen, „und darüber hat er geschrieben. Da hat er auch recht. Und da hat er echt Ahnung“, und so. So. Das ist das eine.
Geropp:
Ganz kurz, das kann ich ja auch zum Beispiel bei XING dann machen. Ich kann in Gruppen was posten oder bei LinkedIn gibt es ja, glaube ich, jetzt auch, ich kenne mich da nicht/
Zaborowski:
Puls gibt es. Genau.
Geropp:
Puls, genau. Wo man also auch regelmäßig was schreiben kann, ohne jetzt wirklich einen eigenen Blog da irgendwas aufgebaut haben zu müssen.
Zaborowski:
Genau. Es ist natürlich, du kriegst eine andere Sichtbarkeit und Awareness. Also du hast dann irgendwann Leute, die haben dich dann auf dem Schirm. Das ist dann ganz interessant, wenn ich dann auf irgendwelchen Events bin und dann begrüßen mich irgendwelche Leute und sagen,
„Ich lese Ihren Blog.“
Ich denke immer,
„Ja ach du auch.“
Ich kriege das ja nicht mit. Die melden sich nie. Die rühren sich nicht oder liken das nicht oder sonst irgendwas, aber sie lesen es halt und sagen, „der Zaborowski, das ist ja der und der.“
Das heißt, gerade als Spezialist oder wenn ich so einer werden will, ist natürlich tatsächlich das Bloggen einen Möglichkeit, um eine andere Sichtbarkeit und auch ein gewisses Standing zu bekommen.
„Ach ja, das ist doch hier der Geropp, der macht doch dieses komische da Vertriebs-Coaching. Der macht ja auch so einen Podcast.“
„Ja, ja, habe ich schon mal gehört.“
Ist schon mal eine ganz andere Stufe, als „Geropp, ach Gott, wahrscheinlich so ein Feld, Wald und Wiesen Heini.“ So einer von Millionen halt.
Geropp:
Also dass man das als Selbstständiger sehr gut nutzen kann, das ist unbestritten. Die Frage ist halt, ob als angestellte Führungskraft und mit sonst, wo man sagt, eigentlich ist das gar nicht so entscheidend für mich und was ich von dir mitnehme ist, ja, wenn du daran Spaß hast, aber wenn, ist es eine langfristige Sache, es hat nichts mit, es ist jetzt nicht kurzfristig und du musst wirklich Spaß dran haben, um das zu machen.
Zaborowski:
Genau. Genau, wenn du dich quälst eher sowieso nicht. Aber also tatsächlich für Angestellte. Du kannst mal, ich habe ja jetzt nur Überblick über die HR-Szene. Da sind ein paar bekannte Köpfe, die angesprochen werden, weil sie halt sichtbar sind über Blog-Artikel oder weil sie halt mal auf irgendeinem Event einen Vortrag halten oder sowas.
Und ich persönlich sage ja auch immer, es gibt mit Sicherheit in Deutschland dutzende von Recruitern, die besser sind, als ich, die aber keine Sau kennt, weil die halt nicht extrovertiert unterwegs sind. So.
Und von daher habe ich denen gegenüber natürlich ein Vorteil. Und natürlich gibt es auch viele, die sind schlechter als ich und bekannter. Aber auch als Angestellter, gerade Führungskraft oder gerade Spezialist, du kannst dir einen Namen in deiner Szene oder in deiner Branche machen, was natürlich auch deinen Marktwert treibt. Irgendwann sagt ein Geschäftsführer,
„Ich will diesen Müller haben, weil der ist einfach ein Name in der Szene und ich will mir den auf mein Revers heften und sagen, „wir, Firma X, wir haben jetzt den Müller engagiert.“
So. Und das wertet uns auf. Und da gibt es ein spannendes Buch von der PR-Doktor, die Hoffmann, heißt die, glaube ich. Ich komme jetzt gerade nicht auf den Namen. Die hat ein Buch geschrieben, Lotsen in der Informationsflut.
Geropp:
Okay, das werde ich verlinken. Lotsen in der/
Zaborowski:
Lotsen in der Informationsflut. So und die berät halt Unternehmen hinsichtlich PR, auch digital halt. Content-Marketing und so. Und sie sagt ganz klar und da gebe ich ihr völlig recht,
„Jedes Unternehmen braucht in Zukunft Marken-Botschafter, die digital sichtbar sind, weil alle Unternehmen behaupten, wir sind die tollsten, besten, schönsten.“
Denen glaubst du aber irgendwo nicht mehr. Aber wenn du eine Person hast, zu der du irgendwie gefühlt eine Beziehung aufbaust, weil die irgendwie auch mal greifbar ist und weil die halt bloggt und was schreibt und sowas.
Und diese Person sagt dir indirekt oder direkt,
„Nein, wir sind wirklich super“,
dann glaubst du es. So. Und das sind halt dann auch wieder Multiplikatoren. Das heißt, natürlich hast du, wenn du digital sichtbar wirst durch Bloggen, durch Vorträge, die du dann auf YouTube stellst und sonst irgendwas, hast du die Möglichkeit in der Szene bekannt zu werden. Viel, viel mehr, als früher, wo alles nur offline lief.
Geropp:
Und auch nicht nur mit dem Bloggen. Das kann auch mit dem Podcast funktionieren. Bin ich mir sicher.
Zaborowski:
Absolut.
Geropp:
Henrik, ich bedanke mich recht herzlich bei dir. Das war, glaube ich, noch mal eine sehr schöne, andere Sichtweise auf das Social Recruiting. Diesmal für unsere Führungskräfte. Herzlichen Dank.
Zaborowski:
Ich danke dir.
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