FPG 175 – Calvin Hollywood im Interview – Führen im kreativen Umfeld – Teil 1
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In der letzten Zeit beobachte ich, dass nicht nur immer mehr Menschen Podcasts hören sondern dass es auch immer mehr Personen gibt, die regelmäßig mit einer eigenen Podcastshow auf Sendung gehen.
Dazu gehört auch Calvin Hollywood mit seinem Podcast „Wer will der kann“.
Calvin Hollywood
Calvin Hollywood verfolge ich nun schon eine geraume Zeit. Ich habe ihn auf der Vertriebsoffensive von Dirk Kreuter kennen gelernt und war von seinem motivierenden Vortrag auf der Bühne angetan.
Calvin Hollywood ist ein Kreativer. Er ist anerkannter Foto- und Digitalkünstler und in den letzten Jahren besonders bekannt geworden durch Bildverarbeitung/ Retusche vor allem mit Photoshop.
Er hat über 500 Vorträge gehalten, schreibt regelmäßig für diverse Fachzeitschriften, hat eine Vielzahl von Videokursen veröffentlicht.
Mit über 100.000 facebook Fans und 85.000 YouTube Followern kennt er sich hervorragend im Bereich Social Media und Selbstvermarktung aus
In den letzten Jahren hat er ein Unternehmen mit 7 Mitarbeitern aufgebaut. Seit einiger Zeit ist er auch als Speaker und Coach nicht nur im Bereich Foto sondern auch im Bereich Social Media, Selbstvermarktung und Business-Lifestyle unterwegs.
Was viele nicht wissen ist, dass er erst seit 6 Jahren selbstständig ist und dass er vor seiner Zeit als Fotograf über 10 Jahre lang bei der Bundeswehr als Zeitsoldat tätig war.
Auf der einen Seite ist er also jemand, der über ein Jahrzehnt durch die militärische Struktur von Befehl und Gehorsam geprägt ist und auf der anderen Seite aber heute seinen Weg als Künstler mit viel Freiraum und Kreativität auslebt.
Besonders interessiert hat mich, wie er heute seine 7 Mitarbeiter in seinem Unternehmen führt. Es ist für mich faszinierend, wie er es schafft, sehr profitabel mit seinem Unternehmen zu sein, obwohl er in einer künstlerischen Branche, nämlich der der Fotografen tätig, ist – eine Branche, die von vielen als extrem schwierig hinsichtlich Geld verdienen angesehen wird.
Auf der einen Seite arbeiten er und sein Team sehr diszipliniert, strukturiert und effizient. Da kommt die militärische Vergangenheit durch.
Auf der anderen Seite aber hat jeder Mitarbeiter den Freiraum gibt, in 4 von den 8 Arbeitstunden am Tag nur das zu tun, woran er Spaß hat, sei es die eigene Kreativität auszuleben, sich zu entspannen oder einfach mal ein Buch zu lesen über Persönlichkeitsentwicklung.
Hier also der erste Teil meines Interviews mit Calvin Hollywood…
Das inspirierende Zitat
„Kreativität ist die Quelle der Persönlichkeit. Aus ihr dringe die Ader des Glücks ans Licht.“
Wilma Eudenbach
Weiterführende Links:
- Calvin Hollywoods Podcast: Wer will der kann!
- Calvin Hollywoods Webseite: Marketing, Social Media, Erfolg
- Calvin Hollywoods Webseite Photographie Blog
- Calvin Hollywoods Store
- Calvin Hollywoods YouTube Kanal
- Calvin Hollywood auf facebook
- autoritärer und kooperativer Führungsstile
Das transkribierte Gespräch mit Calvin Hollywood
Geropp:
Calvin, du bist in einem sehr kreativen Umfeld tätig, also vor allem der Fotografie, bist aber auch unheimlich stark in dem Onlinebusiness.
Du hast aber, was viele gar nicht so genau wissen, vorher als Angestellter zehn Jahre gearbeitet, nämlich zehn Jahre beim Bund. Was hat sich da für dich entwickelt, für dich selbst?
Was hast du hinsichtlich Mitarbeiterführung und Selbstmanagement aus deiner Zeit als Bundeswehrsoldat gelernt, speziell für den Bereich Führung, was dir also heute jetzt hilft in deinem Unternehmen und was dir bei der Führung deiner Mitarbeiter hilft?
Hollywood:
Ja, ich habe sehr, sehr viel bei der Bundeswehr gelernt und gehe da jetzt gerne mal so auf ein paar Details ein, weil Bundeswehr ist natürlich ein anderer Führungsstil, ne, wie man es oft so im Alltag findet.
Geropp:
Ja, Befehl und Gehorsam, ne?
Hollywood:
Genau. Überall, wo halt Uniformen getragen werden. Und ich habe auch beim Militär sehr, sehr viele gute Ausbildungen genossen zum Thema Menschenführung, auch Menschenführung unter Belastung und so weiter.
Der Unterschied ist ja bei diesen ganzen Berufen, wo Uniform getragen wird: Es muss klappen. Man hört ja im Unternehmertum immer wieder den durchaus guten Hinweis: Aus Fehlern lernt man. Aber in dem Umfeld dürfen keine Fehler passieren. Also weder bei Polizei, Feuerwehr.
Geropp:
Ja, das kostet Leben, ne?
Hollywood:
Und Bundeswehr. Genau. Und deswegen ist das schon mal so der erste Unterschied, dass mein Führungsstil schon sehr stark darauf basiert, dass keine Fehler gemacht werden dürfen, wobei ich da heute natürlich auch ein bisschen sensibilisiert da rangehe. Aber das steckt noch tief in mir drin. Das ist schon mal so das erste.
Und was so den Führungsstil angeht beim Militär: Dadurch, dass es ja klappen muss, geht man da auch zum Teil sehr intensiver ran. Beim Militär gibt es drei Arten von Autoritätsformen. Die erste Autoritätsform ist die Amtsautorität.
Das heißt, bei diesen Berufen gibt es ja Dienstgradabzeichen, Dienstgrade. Denn in einer heißen Situation, vielleicht im Businessbereich, wenn es um hohe Summen geht, und bei den anderen, wenn es um Leben geht, darf es keine Missverständnisse geben.
Da muss einfach dann geklärt sein, wer das Sagen hat. Und deswegen gibt es diese Amtsautorität beim Militär. Das bedeutet, jemand muss etwas tun, weil der andere im Rang höher steht. Wir kennen das aus Chef- und Angestelltenverhältnis. Das Angestelltenverhältnis oder diese Situation regelt, wer etwas zu sagen hat.
Dann gibt es beim Militär die Fachautorität. Das bedeutet, jemand macht etwas, weil er weiß, der andere ist Experte, der ist darin top ausgebildet. Beim Militär gibt es verschiedene Experten. Also ich war zum Beispiel auch Experte im ABC-SE-Bereich, da wurde ich fachlich kompetent ausgebildet. Ich bin Bewachungssoldat.
Und wenn ich also in eine Situation komme, wo es um eine Notlage geht, ein Gebäude stürzt ein, ein Brand bricht aus, sucht man mich auf, weil man weiß: Der ist fachlich kompetenter.
Geropp:
Das heißt, dir oblägen dann auch die Entscheidungen? Das heißt auch, ein Major oder sowas, der würde sagen /?
Hollywood:
Der würde sagen /
Geropp:
Wir machen, was der Calvin sagt.
Hollywood:
Genau. Und so ist es auch im Business bei uns. Wir wissen einfach, wer wo Experte ist. Es ist klar geregelt. Und wenn es dann in eine Situation kommt, übernimmt einer die Verantwortung und der Rest weiß: Hey, auch wenn ich denke, es ist besser – du bist fachlich kompetenter.
Also Amtsautorität, fachliche Autorität und dann gibt es eine persönliche Autorität. Das bedeutet, man macht etwas, weil man weiß, der andere meint es gut. Das ist beim Militär jetzt die schwächste Form der Autorität. Ich war in der Grundausbildung tätig. Da tut man jetzt keine Beziehungen in dem Fall ausbauen. Ist natürlich die schönste Art der Autorität. Du machst etwas, weil du weißt: Hey, ich vertraue ihm, der meint es gut.
Das versuche ich eben hier im Alltag schon einzusetzen, indem ich mit jedem auch Freund bin. Gerade, wenn ich Ratschläge und Tipps gebe, die aufgrund von Lebenserfahrung resultieren, arbeite ich hier mit der persönlichen Autorität.
Die Fachautorität kommt daher, dass ich in vielen Dingen einfach besser ausgebildet bin, weil ich mehr Bücher lese, weil ich mehr Seminare besuche. Daher machen meine Angestellten vieles, weil sie sagen: Calvin, du machst jetzt schon so lange Onlinemarketing, Social Media. Aber dann gibt es auch Bereiche, wo ich sage: Danny, der ist so mit Learning Pages besser, da spielt meine Amtsautorität keine Rolle.
Und während beim Militär die stärkste Form die Amtsautorität ist, ist in meinem Umfeld die stärkste Form eigentlich die persönliche und die Fachautorität. Die Amtsautorität empfehle ich keinem Unternehmer. Das ist die letzte Instanz, wenn ein Unternehmer auf seine Amtsautorität zurückgreifen muss, so: Hey, hör mal zu, ich bin der Chef.
Dann funktionieren die anderen Autoritätsformen nicht so gut. Also Fach- und persönliche Autorität empfehle ich allen und nicht zuletzt die Amtsautorität. Also das ist etwas, was ich aus dem Militär mitgenommen habe. Und ich habe jetzt eigentlich noch drei weitere Punkte, wow.
Geropp:
Ja, ich bin gespannt.
Hollywood:
Und zwar Deadlines und Pünktlichkeit, Verzugsmeldungen. Das heißt, beim Militär hat man gelernt, nach Zeiten zu arbeiten. Du kannst nicht sagen: Ich mach irgendwann was. Weil auch hier wieder gerade im strategischen Bereich oder Feuerwehr, Polizei ist: Du musst es / In vier Minuten musst du umgezogen sein, damit du in acht Minuten am Unfallort bist. Ja, also es gibt ganz klare Deadlines.
Und während man im Zivilen oft so sagt: Drei Minuten zu spät kommen so, ey, sorry. Was meine Jungs hier lernen mussten und auch die Mädels, war: Wenn sie merken, oh, die Zeit wird knapp, das in der Deadline zu halten, kommt LANGE zuvor eine Verzugsmeldung. Die sieht so aus: Hey, Calvin, ich brauche eine halbe Stunde länger, ist das okay? Und jetzt entscheide ich: Nein, wir haben den Puffer nicht. Hol dir noch jemand dazu, das muss fertig werden. Oder ich sage: 15 Minuten, alles klar. Also dieses: Deadlines, Pünktlichkeit, Verzug – ich weiß, das klingt jetzt alles so ein bisschen nach Stress und harter Führung.
Geropp:
Nein, das ist exakt richtig, Calvin, es ist exakt das, was ich auch immer sage. Das hat nichts mit dem Militär zu tun. Es ist schön, dass du das so auch mal formulierst und dass du es umsetzt. Mir hat übrigens extrem gut gefallen, als ich bei dir vor der Tür stand, hast du die drei Gebote, auch für Kunden.
Hollywood:
Ja, hier drin.
Geropp:
Und das dritte Gebot war: Ich achte extrem auf Pünktlichkeit. Und ich glaube, so vom Wortlaut nach: Wenn du nicht pünktlich kommst, dann überlege dir schon mal eine verdammt gute Ausrede.
Hollywood:
Genau, ja. Wir sprechen später bestimmt noch über ein paar andere Dinge, die dann auch so ein bisschen lockerer rüberkommen. Nicht, dass man jetzt denkt: Oh, ist das ein böser Ausbilder im Unternehmen.
Geropp:
Nein, nein, nein. So kommst du auch gar nicht rüber. Aber du hast sehr klare Werte. Und mein Eindruck auch: Wir sind ja ein bisschen durchgelaufen, das ist überhaupt nicht militärisch hier. Aber ich glaube, das ist ganz wichtig für ein gutes Zusammensein, dass jeder genau weiß: Wo sind die Grenzen.
Hollywood:
Wenn man eine Anweisung bekommt von mir hier, dann ist auch so ein bisschen aus dem Militär übernommen. Beim Militär gibt es nämlich auch ein / Also es ist ja alles gesetzlich geregelt.
Und da gibt es zum Beispiel die Vorgabe, dass ein Befehl, hier wäre es eine Anweisung, ist immer gewissenhaft, vollständig, nach besten Kräften und unverzüglich auszuführen. Das ist beim Militär vorgegeben. Warum ist das so? Ganz einfach, weil oft kommt ein Vorgesetzter mit wenig Lebenserfahrung. Ein Offizier kommt vom Studium und so weiter. Und oft werden Entscheidungen getroffen, die du aber nicht verstehst, weil du eine andere Perspektive hast.
Aber Fakt, auch wenn er nicht so viel Lebenserfahrung hat: Der trifft manchmal doch die besseren Entscheidungen. Also ich übertrage das mal aufs Business. Ich treffe hier eine Entscheidung und meine Angestellten verstehen das nicht, weil ich fünf Gedankengänge weiter bin.
Und in der Regel ist es oft so, dass es dann heißt: Ja, aber hey, muss man …? Und das gibt es hier nicht. Jede Anweisung von mir wird nach besten Kräften durchgeführt, auch wenn ich sie nicht verstehe, absolut gewissenhaft, immer vollständig und sofort, ohne Wenn und Aber. Und danach, wenn du etwas nicht verstanden hast, spreche mich darauf an, ich erkläre es dir.
Und dann, in 99 Prozent der Fälle sagen die: Boah, krass, stimmt, du hast recht, soweit habe ich gar nicht gedacht. Da sage ich: Genau, und ich hatte auch überhaupt gar keine Zeit, dir da irgendwas zu erklären, weil wir in Handlung kommen müssen.
„Ich erkläre es dir gerne in Ruhe, aber ich erwarte von dir: Nach diesem Schema führst du das bitte aus, damit der Kunde auch wirklich extrem volle Leistung bekommt, ohne Murren und Knurren. Und später erkläre ich dir das gerne in aller Ruhe.“
Das ist auch etwas, was ich vom Militär übernommen habe. Und der letzte Punkt ist: Beim Militär gibt es immer, Parolen nennt man das, das sind die Meetings. Und während im Alltag im Geschäftlichen die Meetings sich unnötig in die Länge ziehen, rumgequatscht wird – ich habe beim Militär einfach dieses Organisierte:
Zuerst erklärt der Spieß etwas, dann der Chef. Wer hat noch Meldungen? Wer hat noch Ergänzungen? So sieht es aus. Fragen? Keine Fragen. Ausführung. Ja.
Ganz so extrem übernehme ich das nicht. Aber ich habe erfahren, festgestellt, wie viel Zeit im Geschäft, wie viel Geld verquatscht wird ohne Plan. Natürlich gehört auch mal ein lockerer Austausch dazu, aber nicht in einem geplanten Meeting. Das kann man woanders, mal ein Treffen mit Angestellten, ein Teamday.
Aber diese organisierten Meetings, das habe ich auch mitgenommen. Ich habe ja sehr viele Besprechungen, sehr viele geschäftliche Besprechungen, auch mit krassen Unternehmern, mit Partnern. Und ich merke, wie rumgelabert wird. Und dann unterbreche ich immer und sage: Sorry, aber wir müssen uns nicht lange kennenlernen. Lasse uns erst mal auf den Punkt kommen und lasse uns danach gerne noch irgendwo treffen. Aber ich möchte keine Zeit verschenken und das ist auch etwas. Das waren also die wichtigsten Punkte.
Geropp:
Also, ich glaube, vor allem diese, was überall durchspiegelt bei dir, ist diese Effizienz. Das ist mir eben auch extrem aufgefallen, als wir durch deine wunderschönen Räumlichkeiten durchgegangen sind. Da hat alles seine klare Position. Da ist auch, wie du mir gesagt hast: Wie läuft so ein Fotoshooting ab? Alles ist auf eine Effizienz getrimmt, um wirklich zu sagen: Hier, damit kann ich mir dann Freiheit erlauben für die Mitarbeiter.
Hollywood:
Das ist der Punkt. Viele denken immer: Oh, immer dieses Arbeiten an Effizienz und Produktivität, da hat man doch gar keine Zeit mehr und das ist alles so stressig. Nein. Genau das Gegenteil: Wer gut plant, hat Zeit für Spontanität und Kreativität. Und dazu kommen wir ja noch, wie viel Zeit meine Leute haben, sich zu entfalten. Aber das ist genau umgekehrt. Dieses Schema führt dazu, dass wir viel mehr Zeit haben. Weil ich bin ein ganz großer Fan davon, sich nicht kaputt zu arbeiten und meine geile Zeit zu haben.
Geropp:
Also, ich kann das sehr gut nachvollziehen. Mir kommt da mein Bild, wie ich die zwei Führungsstile einsetze normalerweise. Das eine ist der autoritäre Führungsstil. Der wird immer dann genutzt, wenn es um Effizienz geht, wir haben ein Problem mit Zeit. Kann aber dann nur funktionieren, das funktioniert bei dir, war beim Bund, wie auch hier sehr gut, weil du in allen Sachen sehr tief drin bist und deswegen schnell die Entscheidungen treffen kannst.
Ich fand es sehr gut, dass du auch das Beispiel gebracht hast, dass es sehr wohl jetzt langsam auch Bereiche gibt, wo du sagst: Da bin ich nicht mehr so gut. Da kommt dann, du hast es/ die Fachautorität. Aber ich glaube, das ist dann gar nicht so einfach für jemanden, der die ganze Zeit so durch ist, //
Hollywood:
Ja, muss man lernen.
Geropp:
// dann diese Fachautorität abzugeben und sagen: Nein, der macht die Learning Pages, der macht die Facebook-Werbung, der kennt sich damit aus.
Hollywood:
Ist eine Lernphase, ja.
Geropp:
Das ist eine Lernphase.
Hollywood:
Ja, auf jeden Fall.
Geropp:
Das stelle ich mir nicht so einfach vor.
Hollywood:
Gerade für mich nicht, nein. Ich habe natürlich auch beim Militär gelernt, Dinge abzugeben. Und oft musste ich Befehle ausführen, wo ich der Meinung war, ich kann es besser. Aber du machst es halt wegen dem Gesetz trotzdem nach besten Kräften. Ein bisschen Vorlage habe ich da schon bekommen, aber natürlich fällt es mir noch schwer, weil ich ja denke / Der eine oder andere kennt das Gefühl: Wenn ich es mache, dann klappt es, und wenn es andere machen, klappt es nicht. Scheiß Einstellung eigentlich, ne? Oft ist es so, aber / Das lerne ich jetzt und das habe, also, sehr gut habe ich das jetzt in dem letzten halben, dreiviertel Jahr gelernt und ich gebe immer mehr ab.
Geropp:
Super. Wenn ich dich frage: Wie eng führst du deine Mitarbeiter? Also wie viel Vorgaben machst du? Weil das klang ja eben sehr extrem, so empfinde ich das bei dir gar nicht. Und wie viel Freiraum lässt du deinen Mitarbeitern? Wie ist da deine Antwort?
Hollywood:
Ja, es gibt ja im Prinzip zwei Phasen der Arbeit hier, morgens und mittags. Da können wir ja gleich nochmal ein bisschen im Detail drauf eingehen. Und vormittags ist bei uns die Abarbeitungsphase, der Beast Mode. Das heißt, wir geben einige Stunden richtig Gas. Und hier gibt es ganz, ganz enge Vorgaben, was zu tun ist.
Aber die Durchführung, wie etwas gemacht wird, überlasse ich jedem einzeln. Da bin ich etwas freier. Sollte ich merken, dass die Durchführung dann nicht so war, wie ich mir das erhofft hätte, wird erst danach das Wie nochmal erklärt und verbessert, wenn ich mich dazu in der Lage fühle. Und das ist nun mal oft so, dass ich ja mehr Erfahrungen in dem einen oder anderen Bereich habe. Aber das wird erst danach gemacht.
Das heißt, ich ertrage auch einmal eine Wie-Durchführung, die ich nicht verstehe oder nie so gemacht hätte. Ich versuche, es auszuhalten. Es gibt auch Ausnahmen, wo ich zwischenrein gehe, aber das ist eher sehr selten. Manchmal werde ich auch gefragt, manchmal antworte ich, manchmal sage ich: Mache einfach. Es kommt so drauf an. Da tanke ich auch gerade sehr viel Energie von dir mit deinen Tipps, dass du auch sagst: Lass die doch mal machen, lass die auch mal Fehler machen, was ja für mich sehr schwierig ist wegen dieser Militärgeschichte, was man jetzt weiß.
Geropp:
Ich kann dich aber beruhigen. Jeder Experte hat diese Schwierigkeit.
Hollywood:
Und gerade auch morgens in dieser Phase messe und bewerte ich die Aufgaben. Das bedeutet, ich sehe mit der Wunderlist, das ist das, was wir jetzt nutzen: Wie produktiv war jemand am Morgen? Ah, du hast da sehr lange gebraucht, da sehr wenig. Das heißt, ich messe, bewerte die Leistung, gebe Feedback zur Leistung und sage dann: Da darfst du nicht so lange brauchen, das muss schneller gehen. Und gebe da quasi mein Feedback.
Und ich bilde aktuell sehr stark darauf aus, dass vieles jetzt ohne mich geht. Auch das ist etwas, wo ich jetzt gerade sehr viel konsumiere von anderen, auch von dir, wo du ja sagst: Ja, lass die anderen mehr machen. Und ich bilde immer mehr aus, sodass viele Entscheidungen allein getroffen werden, bin aber immer noch so, klar, die Führungspersönlichkeit. Und das wünscht sich auch jeder hier, dass ich immer wieder Feedback gebe. Jeder kann das Wie selbst entscheiden. Das was zu tun ist, gebe ich aktuell noch vor. Aber um auf meinen letzten Tipp zu kommen: Ich bilde darin aus, auch das Was wird immer eigenständiger werden in der Zukunft. Je länger man im Unternehmen ist, umso eher weiß man auch das Was und nicht nur das Wie.
Geropp:
Genau. Also sehr spannend fand ich diese zwei Arbeitsmodi, die du / Also wir haben jetzt über den Hassel oder Beast Mode genannt.
Hollywood:
Genau.
Geropp:
Also wenn ich das richtig verstehe, von 9 bis 13 Uhr.
Hollywood:
Power.
Geropp:
Power, ne? Und da gib es auch kein Li-La-Lu, sondern da wird dran gezogen. Jetzt bin ich natürlich gespannt auf die Zeit von 13 bis 17 Uhr oder von 14 bis 17 Uhr, nach dem Mittagessen oder wie auch immer. Diese Art der Freiheit, die du deinen Mitarbeitern da einräumst, vielleicht kannst du da ein bisschen mehr was zu sagen.
Hollywood:
Genau. Also vor knapp zwei Jahren habe ich das bei mir entdeckt, dass, wenn ich acht Stunden lang Jobs abarbeite, dass ich in der Kreation der Jobs schlechter werde. Das bedeutet, ich kann den Markt nicht mehr beobachten. Ich weiß nicht, was die Menschen da draußen wollen. Meine Kreativität leidet, die Schöpfungsphase leidet. Also habe ich mir gedacht: Ich muss mir Freiraum geben. Also gib dir jeden Tag mal so zwei Stunden, wo du nix arbeitest, wo du mal so ein bisschen mehr beobachtest.
Und auf einmal habe ich gemerkt: Wow, ey, das ist ja so effektiv. Was würde passieren, wenn du dir vier Stunden jeden Tag gibst? Und so ist es entstanden. Und ich habe das vor zwei Jahren angefangen hier im Unternehmen, dass jeder hier nur bis 13 Uhr abarbeiten darf, also das klassische Arbeiten, Jobs, To-do-Listen, Aufgaben.
Und ab 13 Uhr ist es von mir mehr oder weniger untersagt, abzuarbeiten. Jeder darf nur noch etwas tun, was ihm gut tut. Ganz klar, es gibt auch Ausnahmen. Es gibt Projekte, die mal fertiggestellt werden müssen. Wir haben mal Seminare acht Stunden. Davon reden wir nicht.
Aber in der Regel ist es so, dass, wenn ich sehe, dass um 13 Uhr noch jemand irgendwo an einer To-do sitzt, sage ich: Mach morgen. Also so wichtig kann es / also selten ganz wichtig. Lies ein Buch! Er kann machen, was er will, so lange es ihm gut tut UND es schon irgendwie was mit seiner Entwicklung und der Entwicklung des Unternehmens zu tun hat. Als Beispiel: Wenn der jetzt sagt, er würde gerne mittags feiern gehen, Junggesellenabschied mittags, würde ich sagen: Sorry, aber /
Geropp:
Das passt nicht.
Hollywood:
Unterstütze ich jetzt nicht. Aber wenn du mittags YouTube-Videos schauen willst, die dich zum Lachen bringen: Schau YouTube-Videos! Wenn du fotografieren gehen willst – mach was du willst, Hauptsache, du fühlst dich gut.
Geropp:
Also, es geht, wenn ich dich richtig verstehe, in dieser Zeit nicht nur darum, dass derjenige sich Sachen aneignet, die langfristig gut sind für das Unternehmen: Also Tools, was weiß ich, sich in irgendeine Software einarbeitet oder sich auf dem Markt umschaut, was passiert momentan in der Fotografie? Sondern, es kann auch etwas sein, wo er sich einfach persönlich weiterbildet, weil er dann von seiner Persönlichkeit gestärkt wird und damit dir einen Mehrwert im Unternehmen bietet?
Hollywood:
Ich möchte einfach haben, dass die Energie tanken mittags, kreativ werden, weil dadurch ist es so, dass, mittags wird das kreiert, was morgens abgearbeitet wird. Also mittags entstehen Ideen, dass man dann etwas macht. Und jeder sieht sich ja im Unternehmen. Die haben ja gar keine Lust, irgendwas zu machen, weil es verschmilzt ja alles total.
Und es gibt halt, ich habe da so ein Beispiel von meinem Freund Ben gehört: Der hat mal gesagt, es gibt so verschiedene Energielevel. Zum Beispiel, wenn jemand acht Stunden arbeitet und sich zwei Stunden erholt, wird er am nächsten Tag in den acht Stunden nicht so produktiv sein wie jemand, der vier Stunden arbeitet und sich vier Stunden erholt. Der wird in den vier Stunden einfach mehr schaffen können wie ein anderer in acht Stunden, weil der einfach fix und alle ist. Und dieses Prinzip fahre ich.
Ich möchte haben, dass es hier jedem zu jeder Zeit immer gut geht, das Wohlbefinden, gerne mal Eustress, aber definitiv keinen Distress. Und das Prinzip, es funktioniert. Also wir machen das jetzt schon seit zwei Jahren und die Ideen sprudeln, jeder fühlt sich wohl, jeder ist immer gut gelaunt. Und das ist geil.
Geropp:
Ich meine, auch einige von den großen Firmen haben so dieses Prinzip ja erkannt. Ich glaube, Google war es.
Hollywood:
Klar, ist ja auch eine gute Inspiration, mit Wohlbefinden, Kreativität. Und gleich vorweg: Die werden bis 17 Uhr bezahlt, auch wenn sie jetzt YouTube-Videos schauen. Und oft ist es so, dass sie sogar bis 20 Uhr abends sitzen.
Geropp:
Ja?
Hollywood:
Ohne Bezahlung, weil sie die/ (ist wichtig alles?)
Geropp:
Weil sie halt an einer Sache dann noch frickeln.
Hollywood:
Weil ein Mitarbeiter, der sich verwirklichen kann, das ist die Erfüllung. Und ich weiß, dass dieses Prinzip auch nicht überall geht. Also ich habe schon überlegt, so mit Fließband und so – es gibt so ein paar Prinzipien, das geht überall, am Wohlbefinden arbeiten des Mitarbeiters, das geht natürlich schon. Aber wenn du eine Produktionsstrecke hast, dann kannst du nicht eine hochwertige Produktion am Fließband vielleicht unterbrechen, indem du dasitzt und ein Buch liest. Das muss man abwandeln dann.
Geropp:
Ja, aber ich finde die Idee sehr gut, weil, langfristig wird es immer weniger dieser Art von reinen Fließbandjobs geben, das wird von Robotern gemacht. Du brauchst Leute, die mitdenken, die eigene Ideen haben. Und wenn es auch in der Produktion ist. Wenn die sagen: Mensch, einmal die Woche hat jeder zwei, drei Stunden Zeit, sich weiterzubilden. Oder man setzt sich zusammen, macht Brainstorming, wie können wir da effizienter werden? Weiß der Teufel was.
Extrem hilfreich, glaube ich, um das nochmal zu sagen: Bei Google ist es, wenn ich mich recht entsinne, so, dass die 20 Prozent ihrer Zeit für irgendwas verwenden können. Und aus dieser Sache sind Projekte entstanden, die Google sonst gar nicht heute als Produkte hätte.
Hollywood:
Ich komme aus der Kreativbranche. Das bedeutet immer, es sind Menschen, die von ihrer Kreativität leben müssen und mehr kreativ sein müssen als jetzt vielleicht, sorry jetzt, aber, ein Banker. Aber auch ein Banker kann so kreativ sein. Aber ich glaube, du kannst nur dann kreativ sein, wenn der Kopf dafür frei ist.
Und in dem Moment, wo du nur abarbeitest / Lange Rede, kurzer Sinn: Was jeder Unternehmer übernehmen kann, ist die Arbeit am Wohlbefinden als Arbeit sehen. Denn je wohler sich jemand fühlt, umso mehr Leistung kann er bringen. Also ist es doch Arbeit, am Wohlbefinden des Mitarbeiters zu arbeiten. Also wenn ich ein Gerät instand setze, wenn ich es reinige, wenn ich den Akku auflade, ist das ja auch Arbeit.
Also ist es für mich eine Aufgabe eines Unternehmers, daran zu arbeiten, dass es dem Mitarbeiter gut geht. Und was auch immer das ist, und wenn der mittags in die Sauna mal geschickt wird, weil es ihm gut tut, davon profitiert dann auch der Unternehmer.
Geropp:
Aber ich glaube, was ich bei dir / Es sind die zwei Sachen, auf der einen Seite Wohlbefinden, aber du hast vorhin auch gesagt: Ja, also, hier Party, darum geht es nicht. Es geht darum, Wohlbefinden, aber auf der anderen Seite auch, ja, eine Entwicklung der/ schöpferisch tätig zu sein.
Hollywood:
Schöpferisch, Entwicklung.
Geropp:
Also die Zeit, Freiraum zu geben, um diese schöpferischen Tätigkeiten zu haben.
Hollywood:
Genau.
Geropp:
Und dadurch kommt ja auch das Wohlbefinden.
Hollywood:
Es ist ja auch Bestätigung, Erfolgserlebnisse, Wertschätzung.
Weiter geht’s im zweiten Teil des Interviews. Das kommt am 24.Mai!
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