fpg185 – Stress im Job: Alltag einer Führungskraft
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In der letzten Zeit habe ich viele Inhouse Kick-Off-Workshops für die Online-Leadership-Platform geleitet. In den Gesprächen mit den Teilnehmern kommt immer wieder auch der Stress im Job als Führungskraft zur Sprache.
Stress im Job
In Podcastfolge 177 hatte ich schon Tipps gegeben, wie man Zeit fürs Wesentliche findet und wie Sie als Führungskraft erfolgreich mit den zunehmenden Anforderungen der digitalen Umwelt umgehen können, also z.B. mit E-Mail Flut, Chat-Nachrichten und sonstigen Unterbrechungen, die zu Stress im Job führen können.
In Podcastfolge 187 habe ich Ihnen auch vorgestellt, wie Sie Gelassenheit lernen können. Ich habe das auch schon in einem YouTube-Video zusammengefasst:
Heute will ich Ihnen einige Tipps geben zum Umgang mit Situationen, die Stress und Ärger verursachen. Denn Stress kostet immer Zeit und vor allem Energie.
Alles geht schief…
Vielleicht kennen Sie ja auch eine ähnliche stressige Situation in Ihrer Arbeit:
Es ist viel zu tun, Sie sind unter Druck: Termine, Termine, Termine. Nichts läuft wie es soll. Alles braucht länger als gedacht. Sie haben richtig Stress bei der Arbeit. Vielleicht läuft auch nicht alles so rund und Sie haben Angst um Ihre Karriere.
Die Mitarbeiter arbeiten zu langsam, der Chef nörgelt rum, die wichtige Entscheidungsvorlage beim Vorstand wurde nicht genehmigt, und jetzt ruft auch noch Ihr wichtigster Kunde an und sagt Ihnen, dass er den für als sicher geglaubten Auftrag gerade an den Wettbewerb vergeben hat. ARGHH!
Sie wollen gerade Ihren Vertriebsleiter per E-Mail darüber unterrichten, da stürzt Ihr PC ab und nicht nur, dass Sie jetzt keine E-Mails schreiben können, nein auch Ihre gesamte Arbeit der letzten halben Stunde ist für die Katz, weil anscheinend nicht abgespeichert.
Voller Wut schlagen Sie mit der Faust auf die Tastatur. Einzelne Plastikbuchstaben fliegen durch die Luft. – Tja so eine Tastatur hält halt nicht viel aus. Jetzt ärgern Sie sich über sich selbst. Wie konnte es dazu kommen, dass Sie sich dazu hinreißen ließen die Tastatur zu zerstören?
Warum hatten Sie sich nicht im Griff?
Wie konnte es dazu kommen, dass Sie so aus der Haut gefahren sind und sich nicht mehr im Griff hatten?
Häufig passiert das in einer als immer grenzwertiger wahrgenommenen Stresssituation. Sie sind überfordert, haben zu viel zugesagt und dann, dann kommt der eine weitere negative Auslöser, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Der Grund für den Stress ist Überforderung und das sich daraus ergebende Gefühl der Fremdbestimmung, die Situation nicht mehr im Griff zu haben.
Das Fremdbestimmt sein hat zum Teil auch damit zu tun, dass Vertrauen enttäuscht wird. In unserem Beispiel stürzt der PC ab. Dabei vertrauen Sie doch darauf, dass der Computer funktioniert.
Überforderung und enttäuschtes Vertrauen
Das kann auch enttäuschtes Vertrauen beispielsweise in einen Mitarbeiter sein. Der war doch bisher immer pünktlich und jetzt in dieser Situation ist er zu diesem wichtigen Kundentermin nicht erschienen. Wie kann das sein? Wie stehe ich jetzt da?
Ein weiteres Beispiel: Sie haben sich als Arbeitnehmer aufgeopfert für das Unternehmen, Wochenende gearbeitet, Überstunden gemacht und den wichtigen Kunden zufrieden gestellt. Sie sind extra deswegen sogar kurzfristig nach USA geflogen, um das Projekt zu retten.
Es hat geklappt. Sie haben das Projekt gerettet und dann – dann kommen Sie völlig erschöpft zurück und müssen nun eine bürokratische Reisekostenabrechnung für das Außereuropäische Ausland machen. Das machen Sie das erste Mal.
Sie sitzen an Ihrem Arbeitsplatz und müssen sich nun die 80 Seiten Dokumentation der Reisekostenabrechnung Ihres Unternehmens im Detail reinziehen. Daran kommen Sie nicht vorbei. Sie denken sich:
„Was für eine Zeitverschwendung. Als ob ich nichts anderes zu tun habe. Muss das jetzt auch noch sein?“
Die Wut kocht hoch in Ihnen. Sie fühlen sich ohnmächtig und dadurch fremdbestimmt.
Andere sind schuld…
Manchmal ärgern wir uns aber auch einfach über uns selbst. Wir wissen es. Wir sind selbst schuld und schimpfen trotzdem über die anderen. So ärgern Sie sich auf dem Weg zum Flugplatz über den Stau auf der Autobahn.
„Warum müssen die jetzt gerade alle hier unterwegs sein? Können die nicht Bahn fahren? Ich werde wegen diesen Blödels wahrscheinlich meinen Flug verpassen.“
Aber wenn Sie ehrlich sind: Sie sind ja auch zu spät losgefahren.
Auch hier gilt: Sie haben erwartet, dass Sie gut durchkommen. Sie haben darauf vertraut. Deswegen haben Sie keinen Puffer eingeplant. Sie erleben die Situation als unerwartet negativ für sich und fühlen sich fremdbestimmt.
Dabei müssten Sie sich selbst an die Nase fassen und sich über sich selbst ärgern. Sie haben keinen Puffer eingeplant und die Verkehrslage falsch eingeschätzt. Und das obwohl es Ihnen doch schon mehrfach passiert ist.
Sie hatten sich doch vorgenommen, das zukünftig anders zu machen. Haben Sie aber nicht. Also ärgern Sie sich und lassen Ihre Wut dann an anderen aus: Schuld daran ist immer jemand anderes: Der Stau, die blöde IT Abteilung, der nervige Chef oder der undankbare Kunde oder, oder, oder.
Wie könnte es anders gehen?
Als Erstes gilt es, solche Situationen des unnötigen Stresses und der Überlastung zu vermeiden.
Das wird nicht immer gelingen, aber wer ohne Puffer plant, ständig in der Überlast arbeitet und sich so immer fremdbestimmt fühlt, der braucht sich auch nicht zu wundern, wenn er gestresst ist, als gereizt gilt und seine Gesundheit opfert.
So jemand glaubt vielleicht es gehöre zur Karriere dazu, aber es ist es nicht wert, langfristig krank zu werden, einen Herzinfarkt zu bekommen oder in einen Burnout zu schliddern.
Sie sollten lernen mit Stress umzugehen und Gelassenheit lernen.
Deshalb der simple Tipp:
Planen Sie Puffer ein und lernen Sie rechtzeitig „NEIN“ sagen.
Ich höre Sie schon sagen:
„Ja, Herr Geropp, so einfach ist das aber nicht.“
Das stimmt. „Nein sagen“ ist auch nicht einfach, aber notwendig. Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe Entscheidungen zu treffen und Prioritäten zu setzen.
Prioritäten setzen heißt, Ja zu einer Sache zu sagen und automatisch damit „nein“ zu vielen anderen Dingen zu müssen.
„Ja, aber das ist schwierig mit meinem Chef. Der akzeptiert ein „Nein“ nicht.“
Sorry, aber das ist meist eine Ausrede.
„Wenn ich sage, dass ich zu viel zu tun habe, dann ist der sauer auf mich und hält mich für einen Bremser.“
Ja, das kann sein. Aber was ist die Alternative? Weitermachen wie bisher und mit immer mehr Stress krank zu werden? Es kann ja auch sein, dass dem Chef nicht klar ist, dass er zu viel fordert. Es kann auch sein, dass Ihr Chef sich wundert, dass Sie alles annehmen.
Das ist ja auch schön für ihn, denn er hat selbst so viel zu tun und freut sich dass da endlich mal ein Mitarbeiter ist, dem man anscheinend immer mehr Aufgaben übergeben kann ohne dass der sich wehrt. Und die Aufgaben bekommt dieser Mitarbeiter ja auch umgesetzt. Also scheint es ja nicht zu viel zu sein.
Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner!
Was ich damit sagen will ist: Sie müssen selbst wissen, wann Sie in die Überlastung kommen.
Als Führungskraft müssen Sie selbst die Notbremse ziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das andere tun – Ihr Chef oder Ihre Kunden oder Ihre Kollegen, ist nicht sehr hoch.
In diesem Zusammenhang noch ein wichtiger Punkt besonders wenn Sie erst seit Kurzem in der Führungsrolle sind:
Alle haben Erwartungen an Sie.
Als Führungskraft sind Sie damit konfrontiert, dass alle Beteiligten Erwartungen an Sie haben – die Geschäftsleitung, Ihr Chef, Ihre Mitarbeiter, Ihre Kollegen, Ihre Kunden, verschiedene Abteilungen und, und, und. Alle wollen etwas von Ihnen.
Was Ihnen aber niemand sagt ist: Sie können all diese Erwartungen nicht erfüllen. Es geht nicht. Dazu müsste Ihr Tag deutlich mehr als 24 Stunden haben.
Und selbst dann: Sie haben auch noch sich widersprechende Erwartungen – sogenannte Zielkonflikte und Rollenkonflikte. Sie müssen entscheiden und priorisieren. Wenn Sie es nicht tun, tut es kein anderer.
Was Ihnen niemand sagt…
Von Ihnen als Führungskraft wird erwartet, dass Sie damit umgehen können. Es sagt Ihnen zwar niemand, aber: Sie können all den Erwartungen gar nicht gerecht werden. „Every way you choose, you loose.“
„Aber das ist unfair. Es wird ja damit Unmögliches von mir erwartet.“
Ja. Willkommen im richtigen Leben. So ist es. Und je höher sie kommen als Führungskraft, desto schlimmer wird es.
Sie müssen priorisieren und das bedeutet Sie müssen als Führungskraft lernen „nein“ zu sagen, selbst wenn Sie sich damit bei Ihren Mitarbeitern oder bei Ihrem Chef unbeliebt machen.
Wenn Sie das nicht akzeptieren, gehen Sie langfristig drauf. Sie können nicht gewinnen, wenn Sie sich selbst den Druck machen alle Erwartungen erfüllen zu wollen.
„NEIN-sagen-können“ hilft die Anzahl an stressigen Situationen zu verringern. Ganz vermeiden können Sie solche Situationen aber nicht.
Es kann immer noch passieren, dass Sie sich in einer Situation wiederfinden, in der Sie gestresst reagieren und die Situation nicht im Griff haben.
Wie können Sie damit umgehen?
Erinnern wir uns an das Beispiel zu Beginn. Alles läuft schief und dann stürzt auch noch der PC ab. Vor lauter Wut schlagen Sie mit der Faust auf die Tastatur und zerstören sie damit.
Was passiert da genau?
- Der Auslöser ist der PC-Absturz. Das ist die Ausgangssituation, die plötzlich eintritt. Daran können Sie nichts ändern. Das ist fremdbestimmt.
- Dieser Auslöser führt dazu, dass ein bestimmtes Gefühl in Ihnen hochkommt, in diesem Fall: Wut. Können Sie das ändern? Theoretisch ja, vielleicht langfristig, wenn Sie daran arbeiten. Meistens ist das aber sehr schwierig. Gehen wir mal davon aus, dass das Gefühl sich nicht so ohne weiteres abschalten lässt und dass es automatisch vom Auslöser getriggert wird.
- Aufgrund des Gefühls, also der Wut, schlagen Sie auf die Tastatur. Das ist eine Reaktion. Ein Verhalten Das lässt sich durchaus kontrollieren.
Den Auslöser können Sie nicht steuern, da sind Sie fremdbestimmt. Das hochkommende Gefühl der Wut können Sie auch nicht steuern. Auch da sind Sie somit fremdbestimmt. Aber Ihre Reaktion auf die Wut, Ihr Verhalten, das können Sie steuern. Da sind Sie selbstbestimmt.
„Ja aber in solchen Situationen bin ich dann so wütend, dann kracht es und nachher weiß ich zwar dann, das war nicht gut, aber in dem Moment habe ich mich nicht im Griff. Das ist wie ein Reflex.“
Das verstehe ich. Man ist vermeintlich fremdgesteuert. Es ist aber kein Reflex. Das Verhalten ist nicht reflexartig gekoppelt. Das lässt sich ändern und zwar in dem man versucht in einer solchen Situation sich selbst zu beobachten, wie man sich fühlt und wie man sich verhält.
Sobald man das hinbekommt, also in der Situation erkennt:
„Schau mal an, jetzt werde ich wütend und jetzt habe ich das Verlangen mit der Faust auf die Tastatur zu schlagen.“
dann habe ich auch die Freiheit, zu entscheiden es nicht zu tun. Das reflexhafte Verhalten ist nicht mehr da.
Wie können Sie sich selbst beobachten?
Die Frage ist, wie bekomme ich es hin, mich in einer solchen Situation zu beobachten?
Am Besten versuchen Sie hierfür sich mal Situationen ins Gedächtnis zu rufen, in denen Sie ein solches reflexhaftes Verhalten gezeigt haben. Meist sind es wiederkehrende Auslöser, also ähnliche Situationen. Immer wenn der PC abstürzt, immer wenn der Mitarbeiter zu spät kommt, immer wenn ich plötzlich von hinten auf den Stau auffahre.
Wenn ich solche Situationen in Gedanken durchspiele und mir nur vornehme, mein Verhalten zu beobachten, dann ist das der erste Weg dahin wieder in die Selbstkontrolle zu kommen.
Wichtig dabei: Wenn Sie damit anfangen: Erstmal ist Ihr Ziel nur, sich selbst in der Situation zu beobachten. Es ist völlig ok, wenn Sie dann doch noch wütend reagieren und auf die Tastatur schlagen. Entscheidend ist es, dass Sie es hinbekommen sich in dem Moment zu beobachten.
Sobald Sie sich beobachten können in der Situation, werden Sie Ihr Verhalten als lächerlich oder übertrieben empfinden und so dann auch zumindest beim nächsten Mal steuern können.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, mehr selbstbestimmt zu sein.
Meine 5 Tipps, um gelassener zu werden!
Das inspirierende Zitat
„Erst die Balance aus Selbst- und Fremdbestimmung, mit einem deutlichen Ausschlag zu ersteren, lässt unser Leben gelingen.“
Helmut Glaßl
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