FPG134 – Verhandlungsführung in schwierigem Umfeld – Interview mit Otfried Guillaume
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Vor mehr als 15 Jahren verkauften mein damaliger Partner und ich unser Start-Up mit 20 Mitarbeitern an einen großen, weltweit agierenden Konzern.
Die Verhandlungsführung eines solchen Unternehmensverkaufs sind immer herausfordernd. Bei uns kam erschwerend hinzu, dass wir einen Venture-Kapitalgeber drin hatten und es auch sonst noch einige Komplikationen gab.
Erfolgreiche Verhandlungsführung?
In dieser Situation waren wir heilfroh den in Gesellschaftsrecht und Unternehmenstransaktionen sehr erfahrenen Rechtsanwalt Otfried Guillaume als unseren Verhandlungsführer auf unserer Seite zu haben.
Mit ihm unterhalte ich mich heute über solche schwierigen Verhandlungen und möchte von ihm wissen, worauf es da ankommt und welche Fehler man gerade als Unternehmer in solchen Situationen möglichst vermeiden sollte.
Dr. Otfried Guillaume
Dr. Otfried Guillaume ist Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht wie auch für gewerblichen Rechtsschutz.
Seit 1998 ist er Partner der Sozietät Sina-Maassen in Aachen und spezialisiert auf Gesellschaftsrecht, Unternehmenstransaktionen, Gewerblichen Rechtsschutz, Technologietransfer und Kartellrecht.
Das transkribiertes Interview mit Otfried Guillaume
Geropp:
Herr Guillaume, ich habe Sie als einen erfahrenen und auch vor allem wirkungsvollen Verhandlungsführer erlebt.
Ich war damals sehr froh, dass Sie bei dem Verkauf meiner ersten Firma auf meiner Seite und nicht auf der Gegenseite waren. Was macht denn aus Ihrer Sicht einen guten Verhandlungsführer aus?
Guillaume:
Tja, das ist natürlich eine gewaltige Frage. Die Antwort wird vielleicht mehrere Phasen meiner Tätigkeit erfassen. Ich hatte nicht immer denselben Blick auf die Antwort, was macht einen guten Verhandlungsführer aus, sondern als ich mit 30 oder 35 diese Frage beantwortet hätte, dann wäre die anders ausgefallen, als ich sie heute beantworten würde.
Einen guten Verhandlungsführer macht sicherlich erst einmal aus, dass er, wenn er ein bisschen Zeit vorher hat, sich genau überlegt, was Inhalte des Gespräches sein können und sich darauf auch vorbereitet.
Also Aktenkenntnis, Faktenkenntnis ist außerordentlich wichtig. Es gibt zwar die Typen, die nehmen im Gespräch es auf. Die lassen erstmal alle anderen reden, nehmen das auf und entwickeln dann sozusagen aus dem, was sie gerade aufgenommen haben, eine Lösung. Meistens ist das dann eine Lösung, die allen so hervorragend vorkommt, die ist aber dann letztendlich doch keine, weil sie alle bedient, aber sie ist dann keine Lösung, sondern sie ist eigentlich nur aus der Not heraus, dass der nicht vorbereitet war und dann irgendwo versucht, aus der Sache einigermaßen vernünftig rauszukommen.
Das sind nur kurzfristige Erfolge, da kommen Sie nicht mit weiter. Also einmal, gute Vorbereitung. Das ist ganz wichtig.
Zweites, Sie müssen, nach meiner Überzeugung, das wie ein Schachspiel sehen. Der Gegner will ja – oder nicht unbedingt Gegner – aber der Verhandlungspartner will auch ein Ergebnis erzielen. Das müssen Sie sich also vorstellen können, was der für ein Ergebnis erzielen will.
Und Sie müssen auch die Lösung für ihn mitdenken. Da müssen Sie sich also überlegen, wo sind dessen Probleme und wie kann ich die lösen. Wenn Sie die mit lösen, ist er natürlich eher bereit auf Ihre Seite zu kommen. Also ganz wichtig.
Dann sollten Sie überlegen, welche Positionen Sie durchsetzen wollen und zwar auch mit einer gewissen Priorisierung. Da gibt es dann A-Priorisierung oder nur C-Priorisierung. Das ist auch ganz wichtig und dass man, wie es häufig ist, vermeidet, dass man nachher bei einer C-Priorisierung das Ganze aufs Spiel setzt und nicht so, wenn die Kombattanten sich dann am Ende so verhakt haben und eigentlich nur noch übers Datum diskutieren oder kontroverse Standpunkte einnehmen, das sollte man vermeiden.
Und was wichtig ist, man soll nicht zu vor festgelegt sein und fixiert sein. Eine Verhandlungsrunde gibt immer wieder neue Facetten tun sich auf und die sollte man aus der Situation heraus wahrnehmen und die sollte man dann auch gegebenenfalls aufnehmen und auch weiterentwickeln. Und nicht selten ergibt sich, dass sich dann aus so einer Situation heraus auch eine Lösung bietet.
Was ganz wichtig ist, wenn man etwas aufnimmt ist, was dem anderen wichtig ist und dass der sich nachher in der Lösung wiederfindet. Es ist sensationell, wenn Ihnen das gelingt, dann ist er nämlich bereit oft Dinge zu schlucken, die Sie vielleicht gar nicht durchgesetzt bekommen hätten, wenn Sie zu kontrovers und zu hartleibig mit ihm umgegangen wären.
Also sehr gut, wenn man etwas aufnimmt, was der so will und der sagt,
„Okay, gut, darüber können wir uns einigen.“
Geropp:
Jetzt gibt es ja welche, die nach dem Harvard-Konzept vorgehen und sagen, dass man das Win-Win durchzieht. Jetzt in einem Rechtsstreit stelle ich mir das sehr schwer vor. Da gibt es unter Umständen einen, der gewinnt und der andere verliert. Wie sehen Sie das?
Guillaume:
Also es hängt sicherlich von der Auseinandersetzung ab. Nehmen wir mal an, wir hätten jetzt eine Gesellschafter Auseinandersetzung. Dann sollte man den Gesellschaftern, die vielleicht nach jahrelanger Gemeinschaft in der Gesellschaft plötzlich streiten und die können nicht mehr miteinander, vielleicht auch weil die Lebenswege eigentlich unterschiedlich sind.
Der eine hat dann, ich sag mal, mehrere Freundinnen, der andere fährt nur noch Porsche und der dritte arbeitet so, wie am ersten Tag mit der Vision. Das ist so. Mit 40, 50 läuft das komplett auseinander.
Und dafür sind dann die Satzungen da. Ob sie dann Lösungen bieten – meistens bieten sie keine Lösungen. Da muss man einfach schauen, dass man das Wohl der Gesellschaft im Blick hat. Das ist so. Und das muss auch der verstehen, der ausscheidet, weil er sonst einen zu langen Kampf führen muss mit einem zweifelhaften Ausgang, was er auch nicht will.
Jeder will seine Lebensqualität oder will ja seinen Weg möglichst dann nach einer kurzen Auseinandersetzung weiterführen können, so wie er sich das vorstellt. Da kann man fast nie Maximalpositionen durchsetzen. Das wird immer für beide nur zufriedenstellend sein.
Eine etwas andere Situation ist, wenn man einen Rechtsstreit, eine Zahlungsklage führt. Da ist es vielmehr objektiv zu bestimmen, ob man Recht oder Unrecht hat. Also da kann man durchaus, da muss man nicht so vergleichsbereit sein.
Die Richter sind das natürlich. Manchmal würde man etwas vielleicht bösartig sagen, „Vergleichs-besoffen“, weil sie natürlich dann an der Stelle den Rechtsstreit auf eine einfache Art beenden können. Da müssen Sie sich auch gegen wehren. Da müssen Sie eben schauen, dass Sie da immer noch die Vorstellungen Ihres Mandanten erwischen, dass er nicht nur 50 Prozent kriegt, sondern eben vielleicht 60 oder 70 Prozent.
Also dass man ein paar Abstriche machen muss bei manchen Streitigkeiten, das ist so. Aber die sind grundlegend anders. Also es kommt immer auf die Art der Auseinandersetzung an.
Geropp:
Ja. Verstehe ich. Was sind den prinzipiell so typische Phasen, die fast jede Verhandlung durchläuft?
Guillaume:
Also eine ganz typische Phase ist: Sie haben fünf Mann am Tisch, da will jeder was sagen. Einer hat noch nichts gesagt. Das ist eine Katastrophe.
Wenn der nichts gesagt hat, konnte er es nicht ventilieren und wird es dann irgendwo vielleicht, nachdem vorzeitig abgebrochen wurde oder beendet wurde, dann wird er da hinter den Kulissen das sagen und er wird wahrscheinlich energisch das torpedieren wollen, was die anderen Vier dann erzählt haben oder wo vielleicht sich sogar Vergleichslinien entwickeln können.
Also ganz wichtig, jeden zu Wort kommen lassen. Jeder soll was sagen. Vielleicht sogar auch die, die nichts sagen, einfach mal aus der Reserve locken und fragen, was sie denn dazu meinen und so weiter. Das halte ich für einen ganz wichtigen Punkt.
Dann sollte man den Punkt auch erwischen, wo man zu stark retiriert, also jetzt immer wiederholt und so weiter. Also da scheint es so zu sein, dass man dann vielleicht an dem Punkt ist, wo dann die Details erst einmal in kleinen Gruppen oder jeder für sich ausarbeiten muss.
Geropp:
Oder eine Pause gemacht werden muss.
Guillaume:
Pause, also wo man die Leitlinien hat oder dass man dann in eine zweite Verhandlungsrunde geht. Das, finde ich, ist auch sehr wichtig.
Man sollte tunlichst vermeiden in Verhandlungen, dass man persönlich wird. Es gibt viele Verhandlungsthemen oder Streitigkeiten, die haben schweren, schweren Inhalt. Da geht es dann auch um persönliche Verfehlungen, aber die sollte man tunlichst vermeiden. Vor allen Dingen, wenn die Parteien mit am Tisch sitzen.
Wenn die nicht mit am Tisch sitzen, wie das bei Anwälten auch häufig der Fall ist, dann kann man eigentlich mit dem Kollegen, wenn es ein vernünftiger Kollege ist, relativ schnell die entscheidenden Punkte rausarbeiten. Sind sie nicht, sind eben die Parteien mit am Tisch, dann wird es deutlich schwieriger.
Geropp:
Das kann ich mir gut vorstellen. Aber wenn es jetzt mal wirklich Emotionen hochkommen, also wenn Ihr Mandant mit dabei ist, der kriegt schon einen hochroten Kopf, wie schaffen Sie es dann einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn es in dieser Art zur Sache geht?
Guillaume:
Also Sie müssen schon, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen überheblich, die Herrschaft über Ihren Mandanten haben.
Früher hätte ich einem Mandanten selten widersprochen, also als junger Anwalt im Gespräch. Aber heute müssen Sie das machen. Er darf seine Emotionen durchaus loswerden, aber man muss ihn dann auch zur Ordnung rufen können. Wenn er da nicht greifbar ist, dann weiß ich nicht, ob es das richtige Mandat ist. Das muss man einfach sagen.
Es gibt die Mandanten – früher hätte man gezittert als junger Anwalt – heute ist das halt so, wenn es dann nicht passt, dann passt es eben nicht. Dann muss man sich auch trennen. Das passiert allerdings ganz selten. Mir ist überhaupt kein Fall jetzt bekannt, wo mir das mal passiert wäre. Und das heißt, man kriegt als Anwalt dann auch die Mandanten, die zu einem passen. Weil der Anwalt macht sich den Mandanten passend oder der Mandant den Anwalt.
Wenn die Emotionen mal wider Erwarten hoch kommen, dann muss man sie einfach versuchen zu dämpfen. Das ist so. Vielleicht muss man dann auch den Schlagabtausch mal zulassen, wenn der Mandant am Tisch sitzt und die Gegenpartei auch persönlich am Tisch sitzt, dann muss man den Schlagabtausch mal zulassen.
In der Regel verständigen die Anwälte sich, wenn sie vernünftig sind, auf einer Linie. Die können das. Die holen das Thema, sachlich stellen die das wieder raus und können es darauf reduzieren. Wenn ein Anwalt dann mal in so einer Verhandlungsrunde selbst emotional mit mischt, dann ist das einfach nur der Galerie geschuldet, der muss das seinem Mandanten zeigen, dass er ihn bis zum letzten Blutstropfen verteidigt.
Wenn die beiden raus sind, dann ist es – zumindest bei vernünftigen Anwälten häufig so, dass man dann wieder auf einem vernünftigen Niveau mit einander reden kann und dann auch gemeinsam versucht eine Lösung zu finden.
Geropp:
Bei solchen Verhandlungen, bei denen der Mandant durchaus stark emotional ist, kriegen Sie das als Anwalt hin, dass Sie sagen, dass ist ein Spiel hier. Im Zweifelsfall spiele ich diese Emotion, aber ich versuche, sie tunlichst nicht an mich rankommen zu lassen.
Guillaume:
Exakt. Das ist eben auch ein Rollenspiel, was man manchmal gar nicht groß abspricht, weil dann wäre man blockiert. Es ergibt sich aus der Situation heraus.
Ich werde nie vergessen: Wir hatten mal eine große Restrukturierungsrunde und da hat der Mandant mich dazu genommen. Das waren, ich schätze mal so 20, 25 Banker um einen großen Tisch herum und mein Mandant drohte unterzugehen, weil er wollte den Zugriff der Banken auf sein Unternehmen, der immer enger wurde, verhindern.
In der Situation habe ich dann mal einfach den Bad Guy gespielt, bis dann wirklich der Verhandlungsführer der Banken aufsprang und sagte
„Herr Guillaume, so wird es nicht sein!“
und so weiter. Es war knisternd und man hat gedacht, so, der zieht jetzt alle Kredite, aber letztendlich ging es darum, den Druck von dem Mandanten persönlich wegzunehmen.
Da spielt man also den Buhmann, sodass der Mandant vielleicht auch im Innenverhältnis in kleinen Gesprächen mit anderen Bankern und auch mit diesem, dem Verhandlungsführer der Banken dann sagen konnte, ja, wir machen das. Er hatte also dann Spielraum zu verhandeln. Weil ich dem, sag ich mal, das so polarisiert hatte und er konnte so dann locker ein bisschen dahinter bleiben. Das gibt es auch.
Geropp:
Ja. Das ist geschickt. Wenn wir uns auf eine Verhandlung vorbereiten, worauf sollte man da besonders achten?
Guillaume:
Also Inhalte, ist klar. Das hatte ich schon am Anfang gesagt. Sie müssen eine hervorragende Faktenkenntnis haben. Bei der Faktenkenntnis meine ich vor allen Dingen auch die Zahlen sollte man kennen.
Man sollte die Schwächen seiner Argumentation kennen und sich zurechtlegen, was man darauf vielleicht erwidern könnte. Das halte ich für sehr wichtig, weil so Situationen kommen. Der Gegner will natürlich auch versuchen, irgendwo ihre Schwachstellen herauszuarbeiten und will damit natürlich im Gespräch so ein bisschen triumphieren, um Sie dann vielleicht auf einen bestimmten Punkt festlegen oder gefügig zu machen für eine bestimmte Lösung.
Geropp:
Machen Sie das dann schriftlich? Machen Sie es im Kopf oder wirklich als Gegenspiel, also wie ein Wortgefecht, was Sie vorher schon proben?
Guillaume:
Also ich schreibe mir sowohl für mündliche Verhandlungen – also bei Rechtsstreitigkeiten- wie auch bei größeren Verhandlungen ein Drehbuch. Das schreibe ich mir immer.
Und da schreibe ich dann also die Punkte rein. Ich versuche jede Situation zu erfassen. Sie können nicht alles detlaiiert vorüberlegen, das wäre ja jedes Mal eine Promotion oder Sie würden eine halbe Bibliothek zusammenschreiben, aber Sie können es so machen, dass Sie wenigstens zwei, drei Gedanken und eine gewisse Tiefe erreichen.
Schlag, Gegenschlag, Widerschlag. So lernen wir das ja auch in der Juristerei. Klage, Klage-Erwiderung, Replique, Duplique. Das heißt also, auf alles gibt es immer eine Erwiderung.
Geropp:
Okay.
Guillaume:
Man hat eine gewisse Tiefe. Und das genügt dann schon. Denn die Anwesenden sind nicht immer alles Fachleute. Wenn Sie da noch tiefer gehen, würden Sie die langweilen. Dann folgt keiner mehr. Und wenn nur noch, sag ich mal, Ihr Kollege folgt, dann erreichen wir die Parteien nicht.
Wir müssen ja immer auch, wenn die Parteien mit am Tisch sitzen, die mit einbinden. Sie müssen also immer noch das verstehen, was wir da sagen und was wir da tun. So bereite ich das dann vor.
Das sind dann meistens vielleicht zwei, drei Seiten, die man dann da parat hat. Die ich auch priorisiere, ganz einfach nach Farben. Gelb, Rot, Grün oder wie auch immer. Und wo ich schon schaue, dass man eigentlich gewappnet ist. Aber dann auch wieder weglegen, weil sonst die Spontanität verloren geht.
Geropp:
Ja. Das kann ich mir vorstellen. Was würden Sie denn sagen, sind so die drei größten Fehler, die man beim Verhandeln unbedingt vermeiden sollte?
Guillaume:
Also Sie müssen den Gegner mitnehmen. Ihn zurücklassen und er empfindet das als eine riesen Niederlage, die Situation gibt es. Man muss nicht immer sich mit dem einigen, aber Sie werden nie eine Einigung mit ihm erzielen auf freiwilliger Basis, wenn er sich nirgendwo wiederfindet in der Verhandlung. Das müssen Sie vermeiden. Der muss sich wiederfinden.
Es gibt aber eben auch Themen, da kann man sich nicht einigen, aber die ficht man meistens vor Gericht aus und dann wird man es einfach dem Richter überlassen, wer da gewinnt. Aber das sollten Sie also beherzigen.
Dann vielleicht, dass man eine gewisse Schnelligkeit hat. Also wenn wir gerufen werden in Auseinandersetzungen, dann versuchen wir relativ zügig die Themen aufzunehmen, um den Speed zu erhalten.
Wenn die Mandanten sich zurückziehen und dann der Familienrat tagt über Wochen und hin und her, werden die Themen gewälzt und dann – es gibt ja 80 Millionen Berater in Deutschland – und wenn die dann zuhause sitzen, dann ist jeder andere besser als der eingeschaltete Anwalt. Das müssen Sie vermeiden. Sie müssen das so schnell wie möglich, wenn sich die Chance bietet unter Dach und Fach bringen.
Geropp:
Okay.
Guillaume:
Also die beiden Punkte halte ich für sehr wichtig. Geschwindigkeit und eben auch, dass man den anderen sich wiederfinden lässt.
Geropp:
Und als Drittes wäre wahrscheinlich die Vorbereitung zu nennen.
Guillaume:
Als Drittes würde man sicherlich die Vorbereitung nennen Weil Sie können nicht einfach nur immer vertrauen, dass Sie spontan gut sind. Jeder Fall erfordert auch eine gewisse Vorbereitung, weil es kommt auf bestimmte Zahlen oder Fakten an.
Geropp:
Wenn man als Unternehmer unterwegs ist, ist man ja auch in verschiedensten Verhandlungen mit dabei. Ob das jetzt darum geht, man muss einen Mitarbeiter entlassen. Oder es geht um einen Rechtsstreit mit einem anderen Unternehmen, wobei das vielleicht noch gar kein Rechtsstreit ist, einfach nur Auseinandersetzung.
Bei welcher Art von Verhandlung ist Ihrer Meinung nach es absolut notwendig einen rechtlichen Beistand dabei zu haben, wirklich in der Art, dass derjenige auch wirklich den Verhandlungsführer spielt dann?
Guillaume:
Man kann vielleicht grob zwei Kategorien von Mandaten unterscheiden. Welche, die gehen sehr schnell zum Anwalt. Nehmen den Anwalt in Anspruch. Und welche, die warten sehr lange und oft eben zu spät. Dann ist das Problem entstanden.
Ein guter Unternehmer, der hat ein Gefühl dafür, wann er zum Anwalt muss. Was sich, nach meiner Überzeugung, als gut rausstellt ist, dass er relativ frühzeitig mit einem Problem kommt. Dann würde man ja sagen, ja, das kostet aber direkt viel Geld und so weiter. Man kann aber kontroverse Themen erstmal antippen. Man kann ja durchaus sagen, wir machen mal nur einen gewissen Stundenaufwand aus und dann sagen Sie mir mal, ist das ein Problem und wie verhalte ich mich dann? Und dann legt man so gewisse Linien fest.
Was man tunlichst vermeiden sollte ist, wenn Unternehmer verhandeln, untereinander verhandeln, dass man mit einem Anwalt am Tisch sitzt. Das ist ganz schlecht. Aber was man in jeder Hinsicht tun sollte ist, dass der Anwalt einen intern vorher coacht und dieses Problem aufbereitet und die Linien deutlich macht.
Hinterher, wenn die Unternehmer zu einer Lösung gefunden haben, dann lässt man es eben wechselseitig die Anwälte nur noch auf Papier bringen und umsetzen. Aber dann sind die Anwälte in dieser Verhandlung eigentlich nicht dabei.
Manchmal wird man nicht ernst genommen. Es gibt ja so Elefanten, die meinen, sie müssten einen überrollen und so weiter. Da ist es vielleicht schon mal ganz gut, dass man mit einem Anwalt auftritt und dann die Krallen ausfährt. Wenn es notwendig ist.
Und manche, die sind so borniert, die meinen also durch alles durchgehen zu können. Da müssen Sie ganz gewaltig mit einem Anwalt dagegenhalten. Das ist seltener, passiert aber. Meistens sind das dann aber nachher sehr, sehr harte Auseinandersetzungen. Die bleiben aber nicht aus. Es geht nicht.
Sie müssen als Anwalt die Interessen Ihres Mandanten vertreten und Sie müssen das, im Rahmen der zulässigen Möglichkeiten, mit vollem Einsatz tun und auch nicht irgendwie Bedenken haben, naja, was passiert dann mit dem Gegner und so weiter.
Es gibt Auseinandersetzungen, die sind für beide Seiten deutlich existenziell und sie führen auch dazu, dass der eine dann seine Existenz verlieren kann. Und Sie müssen das dann auch so führen, dass Ihr Mandant seine Existenz behält. Auch wissend, dass es den anderen möglicherweise seine kostet. Also da dürfen Sie nicht zucken. Und darauf müssen Sie auch eine Strategie ausrichten.
In der Regel mache ich es so, dass ich die erste Runde immer ganz brav mache. Und schaue, nimmt der einen ernst oder nicht ernst. Und dann soll er kommen. Da kann er auch durchaus vielleicht dann gewinnen punktemäßig in der Runde. Das interessiert mich weniger, wenn das Ergebnis gut ist. Also ich habe da nicht so ein Problem.
Man muss da nicht als Sieger, vermeintlicher Sieger herauskommen. Das sind ja alles nur eitle Dinge, die da vielleicht einem im Wege stehen. Aber wenn er einen nicht ernst nimmt, dann läuft eine Maschinerie ab. Und dann, wenn ich den Mandanten habe, der mitmacht, der sagt,
„Okay Herr Guillaume, dann machen Sie…“
dann wird das unangenehm.
Und Sie müssen auch den Ruf haben. Sie müssen als Anwalt den Ruf haben, dass Sie extrem unangenehm werden können. Das allein schon hilft dem Mandanten, weil man dann viel eher zu einem Vergleich kommt und die Dinge friedlich werden. Wenn Sie im Markt verschrien sind als zu weicher Anwalt, das ist gar nichts.
Geropp:
Ja. Das kann ich mir vorstellen.
Guillaume:
Sie werden von manchen Mandanten extra gebucht. Die haben bestimmte Berater. Die gelten als friedlich. Und ich habe einen Mandaten, einen großen Mandaten, der sagt dann, ja,
„Sie wissen ja, wir gehen immer zu dieser Kanzlei, aber hier geht es jetzt hier um eine harte Auseinandersetzung und da brauchen wir mal einen, der da mal auftritt.“
Geropp:
Der mal da auftritt. Wenn ich mich recht entsinne, gibt es aber auch noch einen Fall, bei dem man in jedem Fall den Anwalt dabei haben sollte. Und das ist, wenn man mit der Steuerbehörde zu tun hat.
Guillaume:
Ja. Zweifelsohne, ich bin jetzt hier kein Steueranwalt. Deswegen kann ich Ihnen das jetzt nicht aus erster Hand berichten, aber die kommen ja meistens nicht, indem sie sich ankündigen, sondern die stehen plötzlich da und machen dann eine Durchsuchung. Also da kann man nicht viel machen.
Man darf nur keine Fehler machen in dem Zusammenhang. Man kann ja nicht Akten verschwinden lassen und so weiter. Man muss sicherlich dann einer Durchsuchung widersprechen und das hinterher sortieren und schauen, wo dann die Ansätze sind für eine gute Verteidigung. Aber mehr kann ich da auch nicht zu sagen, weil ich bin in dem Bereich nicht tätig.
Geropp:
Herr Guillaume, ich bedanke mich recht herzlich. Fand ich wieder sehr spannend mich mit Ihnen zu unterhalten.
Die Art, wie Sie das vorhin gesagt haben, so habe ich Sie auch erlebt und da möchte ich mich für das Gespräch, wie auch für Ihre damalige Hilfe, herzlich bedanken.
Guillaume:
Es war mir ein Vergnügen.
Das inspirierende Zitat
„Sei klüger als die anderen, wenn Du kannst, aber sage es ihnen nicht.“
Lord Chesterfield
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