fpg182 – Führen bis zum Umfallen? – Interview mit Martin Sänger
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Leider kenne ich eine ganze Anzahl an Führungskräften und Geschäftsführern, die regelmäßig 60 Stunden und mehr pro Woche arbeiten.
Das sind hochengagierte Menschen, häufig als High Performer bezeichnet. Denen macht ihr Job auch richtig Spaß. Sie machen Karriere – egal ob als angestellte Führungskraft oder als Unternehmer.
In deren Leben steht an erster Stelle die Arbeit, die Karriere, die Kunden und das Unternehmen. Sie geben immer Vollgas. Und ich kann das gut nachvollziehen. Ich selbst habe auch jahrelang so gearbeitet.
Ich habe aber auch gesehen, was mit manchen passiert, die es übertrieben haben, viel Stress im Job haben und so schleichend in einen Burnout oder besser formuliert in eine Depression geschliddert sind.
Es gibt aber auch andere. Da geht es nicht schleichend. Die erleben plötzlich eine Vollbremsung.
Martin Sänger
So ist es Martin Sänger gegangen. Ich hatte ihn in Podcastfolge fpg152 im Interview zum Thema B2B Vertrieb – Worauf kommt es heutzutage an?
Martin hatte aus dem Nichts ein gut florierendes Unternehmen im Trainergeschäft aufgebaut. Höher, schneller, weiter, das war sein Motto zu dieser Zeit – bis er dann vor 2 Jahren plötzlich einen Herzinfarkt inklusive Herzstillstand hatte und nur knapp dem Tod von der Schippe sprang – und das gerade mal im Alter von 42 Jahren.
Verständlicherweise prägt eine solche einschneidende Erfahrung. So ging es auch Martin.
Nach seinem Herzinfarkt hat er sich neu orientiert in seinem Leben und sich intensiv damit beschäftigt, wie es gelingen kann, Karriere zu machen und erfolgreich zu sein als Unternehmer – aber ohne dabei in einen Burnout zu schliddern oder anderweitig krank zu werden. Worauf kommt es an und was kann man da tun?
Transkription des Interviews mit Martin Sänger
Geropp
Martin, was denkst du, wann bist du als Führungskraft erfolgreich? Was bedeutet der Begriff Erfolg aus deiner Sicht?
Sänger:
Ja, das ist tatsächlich auf mehreren Ebenen muss man das betrachten, weil zum einen habe ich natürlich als Führungskraft Dinge, an denen ich mich messen kann. Ziele, Zielvorgaben, was auch immer und wenn ich die erreiche oder auch über erfülle in irgendeiner Form, dann kann ich zumindest irgendwo nachlesen, ich bin erfolgreich gewesen im Erreichen meiner Ziele.
Ich habe aber gemerkt, dass das alleine nicht unbedingt so die große Befriedigung dann hervorruft. Von daher gibt es auch immer noch so ein gefühlsmäßiges Erfolgreich sein. Und das ist schon etwas schwieriger, weil gerade, wenn du einen gewissen Ehrgeiz in dir hast und einfach auch deinen Job mit Freude und mit Spaß machst, dann ist es manchmal wichtig, darauf zu achten, dass du für dich selber auch den Erfolg definierst, dass du für dich selber auch sagst,
„Mensch, schau mal, da bin ich doch jetzt recht erfolgreich geworden, weil, keine Ahnung, wir haben eine gute Stimmung im Team, wir sind sehr produktiv im Team. Was weiß ich, wir helfen einander.“
Also man muss auf Dinge hinschauen, die einem mit der Zeit vielleicht auch als sehr normal oder selbstverständlich vorkommen. Deswegen ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, um selber zu spüren, dass man erfolgreich ist, muss man ab und zu auf die Bremse treten und wirklich hinschauen und sagen,
„Mensch, toll. Wir haben eine geringe Fluktuation im Team. Die Leute arbeiten hier gerne.“
Wie ich gerade schon gesagt habe. Die arbeiten auch als Team zusammen, um wirklich dann die Ziele zu erreichen, die irgendwo festgeschrieben oder niedergeschrieben sind.
Und das sind alles Erfolge, die man als Führungskraft durchaus auf seine Fahne schreiben kann, die wir aber irgendwann als selbstverständlich ansehen und das sich immer wieder in Erinnerung zu rufen und sich da auch immer wieder darauf zu fokussieren, das hilft dann dabei, wirklich auch irgendwann mal das Gefühl zu haben, jawohl ich bin da erfolgreich.
Geropp
Das heißt, wenn ich dich richtig verstehe, ist es zum einen die Sache, dass man sich auch einfach mal zurücklehnt, eine Auszeit nimmt und reflektiert, wo stehen wir denn? Wie stehen wir da?
Sänger:
Genau. Das Reflektieren ist eigentlich das Wichtige und oftmals kann man nur reflektieren, wenn man einen Schritt zurückgeht, damit man das große Ganze besser erfassen kann.
Das Problem ist ja, wenn etwas gut läuft und über eine längere Zeit gut läuft, dann nehmen wir das als selbstverständlich hin und spüren nicht mehr, dass das ja eigentlich ein Erfolg ist, den wir uns durchaus auf die Fahne schreiben können. Und um das wieder zu erkennen, ist die Reflektion ganz wichtig.
Geropp
Mein Eindruck bei vielen Menschen ist, dass es unterschiedliche Arten von Stress gibt je nachdem, wie du den persönlich wahrnimmst. Es gibt Leute, wo man sagt,
„Gott oh Gott, der hat doch jetzt wirklich keinen Stress“,
aber der fühlt sich extrem gestresst. Und dann gibt es Leute, die beobachtet man und sagt,
„Gott oh Gott oh Gott, den Job möchte ich nicht für viel Geld machen. Das ist ja furchtbar“,
und der empfindet das gar nicht so. Also diese Darstellung positiver und negativer Stress. Das ist, denke ich, auch recht gut nachvollziehbar. Jetzt gibt es aber durchaus eine Vielzahl von Leuten, so gerade so im Alter dann ab 35, 40, die richtig Gas gegeben haben, von der Außensicht her extrem erfolgreich sind und dann doch irgendwo in so ein Burnout laufen, wo man denkt, warum denn?
Der hat doch eigentlich immer gesagt, „ja mir macht der Job richtig Spaß“, also Geschäftsführer zum Beispiel, wo es richtig abgeht, die richtig auch ihre 50, 60 Stunden arbeiten und auch mal mehr. Und dann fragt man die, „sag mal, ist das nicht Stress?“ „Nein, nein. Ist alles prima.“
Die ziehen ran, sind erfolgreich und alles. Und irgendwann passiert dann was. Dir ist das ja in ähnlicher Weise gegangen mit deinem Herzinfarkt. Und da wüsste ich gerne von dir, hast du dir diese Auszeiten damals nicht genommen? Wie war da deine Einschätzung bevor etwas passiert ist?
Sänger:
Also ich kann schon mal deine Frage beantworten. Ich habe mir die Auszeiten nicht genommen. Und das hat sehr lustige Blüten getrieben. Ich hatte zum Beispiel einen Kunden, mein langjährigster Kunde.
Den hatte ich im Prinzip als einer der ersten Kunden akquiriert, als ich mich selbstständig gemacht habe. Und der hat das irgendwann mal bemerkt und hat mir angedroht, er bucht mich nur noch, wenn ich ihm ganz klar für das Folgejahr meine Urlaubszeiten sage und er wird nachverfolgen, dass ich dann auch im Urlaub bin zu der Zeit.
Geropp
Das nenne ich mal einen guten Kunden.
Sänger:
Also der hat da besser für mich gesorgt, als ich das selbst getan habe.
Geropp
Also wenn ich dich richtig verstehe, der hat schon erkannt, hier der Martin Sänger, der läuft gegen eine Wand und er merkt es gar nicht.
Sänger:
Richtig. Genau. Und das ist das große Problem, gerade wenn man das von der Stressseite her beleuchtet, ich hatte nie das Gefühl, dass ich Stress habe. Ich habe aber gewisse Stresssymptome jetzt im Nachhinein erst verstanden.
Also meine klassische Woche war ja, wirklich Sonntags entweder losfahren oder losfliegen, je nachdem wo ich hin musste und Freitag Nachts oder auch erst Samstags zurückkommen. Dann Büro machen, wieder packen und wieder los. Also das war ja so mein Klassiker, wie ich gearbeitet habe.
Weil du vorher 50, 60 Stunden-Woche angesprochen hast, da wäre meine Reaktion drauf, wieso hast du nur einen Halbtags-Job? Also das war so, ich habe extrem gern gearbeitet und mir hat das einen riesen Spaß gemacht, sodass ich nicht gemerkt habe, dass ich da auch wirklich Stress habe.
Der Reise-Stress, der Druck jeden Tag wirklich abliefern zu müssen und sich da auch keine Fehler erlauben zu dürfen und solche Geschichten. Und die ganzen Symptome habe ich nicht als Stresssymptome erkannt. Ich dachte, ja klar bin ich mal völlig abgeschlagen und lustlos bei dem Programm, was ich mache. Aber komm rappel dich auf, das geht schon wieder.
Oder dass ich regelmäßig, sobald ich mal drei, vier Tage frei mir genommen habe, bin ich regelmäßig gesundheitlich irgendwie zusammen gebrochen und lag dann im Bett und war krank. Oder auch zu Anfang des Urlaubs. Wir haben dann irgendwann gemerkt, wir können frühestens fünf Tage, nachdem wir offiziell Urlaub haben, können wir wegfliegen, weil, sonst bin ich die ersten fünf Tage in irgendeinem Hotel, irgendwo an einem schönen Ort, krank. Wir haben das also wirklich dann mit eingebaut die regelmäßige Krankheit im Urlaub. Und lauter solche Geschichten.
Oder einfach auch schlaflos zu sein, ohne zu grübeln. Also dass man mal ein Problem hat, an dem man in der Nacht herum kaut, das kennt, glaube ich, jeder. Aber dann wirklich einfach nicht schlafen zu können, aber der Kopf ist völlig leer. Du kannst überhaupt gar keinen Gedanken mehr fassen.
Das waren alles so Anzeichen, wo ich gemerkt habe oder die ich nicht verstanden habe. Wo ich mir auch selber immer gesagt habe,
„na ja komm, das ist jetzt halt gerade die Phase oder das ist jetzt gerade die Zeit. Da musst du jetzt halt durch“
und dieses da musst du durch, hat dann irgendwie immer länger gedauert und war irgendwann Normalität.
Geropp
Was glaubst du denn, warum die Leute, also auch du, in den Situationen das nicht erkennen? Was hängt da dahinter? Sind das bestimmte Glaubenssätze? Woran liegt das?
Sänger:
Ja. Mit Sicherheit. Glaubenssätze oder innere Antreiber. Jeder Mensch hat ja in sich in irgendeiner Form etwas, was ihn antreibt. Die klassische Motivation. Und wenn du die nicht kennst und dich mit denen bei dir persönlich nie auseinander gesetzt hast, dann merkst du auch nicht, wenn die dich mehr oder weniger überlisten und dich dann dazu führen, dass du einfach immer weiter machst, wie der Duracell-Hase, bis die Batterie komplett leer ist.
Und das ist die Schwierigkeit. Und dahinter stehen natürlich auch gewisse Glaubenssätze. Ich habe auch immer gedacht, okay ohne mich bricht die Welt zusammen oder solche Geschichten. Oder wenn ich einmal nein sage, bin ich meine Firma los, weil ich dann keine Kunden mehr habe oder irgendwelche so ganz abstrusen Dinge. Das war mir nur nicht bewusst und das ist die Schwierigkeit daran.
Ich bin damals völlig unreflektiert durch die Welt gerannt und habe meinen Job gemacht und das war ja auch super erfolgreich und von außen hat das alles so ausgesehen, als ob mir das auch ganz leicht fällt. Und ich habe aber selber definitiv nicht gemerkt, dass ich Raubbau an meinem Körper betrieben habe, durch die Überzeugungen, Glaubenssätze, inneren Antreiber, deren ich mir ja nicht bewusst war.
Geropp
Jetzt hat es ja, du hast es von dem einen Kunden sogar erzählt, deine Frau wahrscheinlich hat dir auch Rückmeldungen gespiegelt, dass es zu viel wird. Wie hast du das aufgenommen?
Sänger:
Ich habe immer gesagt, „ja, momentan ist eine stressige Zeit, aber das wird auch schon wieder besser.“ Also ich habe mehr oder weniger, jetzt im Nachhinein betrachtet, mir selber Mut zugesprochen. Und habe gesagt, okay, das ist jetzt eine Phase.
Was spannend ist, ich mag das Wort nicht, weil es in den Medien so ausgelatscht wurde, aber wenn du den klassischen Fall anschaust, wie jemand in den Burnout schlittert, dann ist genau das eines der letzten Warnzeichen, bevor es dann so weit ist, dass jemand dir immer nur erklärt und zwar über eine längere Zeit, dass das jetzt nur eine Phase ist.
Geropp
Also wenn ich es auch richtig verstehe, die große Gefahr bei diesen Sachen, also führen bis zum Umfallen quasi, also ist nicht, dass man das bei Leuten dann erkennt, die sagen, „mein Job ist so Scheiße und es ist alles so furchtbar“, und oh, der wird demnächst im Burnout. Nein, es ist genau bei den anderen.
Bei denen, die so richtig, wie du schon dieses Bild Duracell-Häschen, das geht aber ab bei dem. Und da ist eine Gefahr, dass es da dann halt kracht. Was sagst du Leuten oder was würdest du dem Martin von vor fünf Jahren sagen, was er machen sollte stattdessen, damit er nicht in diesen Crash, in den Herzinfarkt fährt?
Sänger:
Ja, ich muss gerade lachen, weil mir wurden die Dinge ja gesagt, aber ich habe sie einfach nicht ernst genommen. Das war mein Problem. Also es ist tatsächlich wichtig auch, ähnlich wie im Sport, zwischen Anspannung und Entspannung eine gute Balance zu haben.
Und das ist vielleicht auch ein bisschen was, wo man in den Firmen und in der Philosophie, wie Firmen ticken, noch ein bisschen ansetzen kann. Also wenn ein Projekt in eine heiße Phase geht und die Leute dann auch wirklich da richtig Vollgas geben, dann wäre es richtig schön, dass nach Abschluss des Projekts auch seitens eines Unternehmens mal der Hebel ein klein bisschen zurückgestellt wird, wo man sagt, so Leute, jetzt schnauft mal durch und das habt ihr super hingekriegt und dann gibt man in einer Woche oder zwei wieder Vollgas.
Also wirklich auch mal zu merken, wann ist so eine Phase vorbei. Ich meine, einfach nur die Tatsache, dass man ab und zu mal die Pobacken zusammenkneifen muss und einfach Dinge erledigen muss, wenn sie erledigt werden müssen. Aber danach dann auch wirklich sich selber zu gönnen, zu sagen, so und heute gehe ich mal nicht um sieben aus dem Büro, sondern mal um fünf oder solche Geschichten.
Das würde ich mir tatsächlich, wenn ich mir heute etwas sagen könnte vor meinen Herzinfarkt, würde ich mir tatsächlich sagen, „pass auf, halte dir den Montag frei.“ Frei heißt ja nicht, dass ich nichts arbeite, sondern dass ich in meinem Büro die Sachen mache und fahre erst am Montagnachmittag los und der Sonntag ist heilig. Das wäre heute so mein Tenor, den ich mir sagen würde.
Geropp
Ja, ich denke, du hast es eben angesprochen, das Unternehmen sollte so oder so vorgehen. Das Unternehmen gibt es ja eigentlich nicht. Es sind ja immer jeweilige Führungskräfte oder eben auch die Mitarbeiter. Das heißt, zum einen wäre es wünschenswert, dass die jeweiligen Führungskräfte, wenn so ein Projekt abgeschlossen ist, dann sagen, so und jetzt blocke ich auch mal die anderen Sachen mal für eine Woche, sodass das Team mal wieder runterfahren kann. Das ist die eine Geschichte.
Die zweite Geschichte ist aber auch, dass die Führungskraft selbst beziehungsweise auch der ganz normale Projektmitarbeiter sagt, es ist meine Selbstverantwortung. Ich bin für mein Leben, ich bin für meine Gesundheit verantwortlich und ich beobachte das. Ich lasse es nicht zu, dass ich so extrem fremdbestimmt bin, sondern ich muss hin und wieder diese Auszeiten nehmen.
Und was dein Kunde da sagte, fand ich sehr gut, dass du langfristig zum Beispiel die Urlaube oder Auszeiten oder sonst was planst und zwar wirklich in den Kalender hinein und die auch dann heilig sind. Ich glaube, das ist eine ganz, ganz wichtige Geschichte.
Sänger:
Absolut. Das ist auch tatsächlich so ein kleiner Praxis-Tipp. Das kann man langfristig machen, dass man sagt, okay, für nächstes Jahr plane ich das und das und das. Aber man kann das auch wirklich in einem sehr kurzen Zeitraum machen, dass man zum Beispiel hergeht und sagt, jeden Donnerstagabend, muss jetzt nicht jeder, oder jeder erste Donnerstag im Monat gehe ich mal mit meiner Familie schön Essen zum Beispiel.
Aber es muss dann im Kalender stehen und das ist ein genauso wichtiger Termin, wie alle anderen, die irgendwo im Kalender geschäftlicher Natur sind. Das ist etwas, was ich auch tatsächlich mache. Ich trage mir private Termine in den Kalender ein und die sind fix. Und früher habe ich das eben nicht so gesehen.
Ich habe früher, wenn da ein privater Termin stand und es kam eine Anfrage von einem Kunden, habe ich agiert, als ob der private Termin dort nicht im Kalender steht. Und das habe ich auch verändert. Zum einen also das konsequente Eintragen von privaten Terminen, aber auch das konsequente daran halten an die privaten Termine.
Geropp
Ich meine, das kriegst du natürlich erst dann wirklich mit und das Ganze funktioniert erst dann, wenn du dir wirklich dich, denke ich mal, dich rausgenommen hast und dir genau überlegt hast, was ist in meinem Leben wirklich wichtig.
Und wenn ich es richtig verstehe, Martin, das hast du vor deinem Herzinfarkt, wenn überhaupt, nur halbherzig gemacht. Und erst der Herzinfarkt war quasi so ein Schlag auf den Kopf, der sagt, jetzt denke mal darüber nach. Kann man das so formulieren?
Sänger:
Kannst du in jedem Fall so formulieren und ich würde tatsächlich so hart formulieren, dass ich sage, ich habe gar nicht darüber nachgedacht, was ist mir in meinem Leben wirklich wichtig, weil auch für mich hat sich ja mein Leben toll angefühlt. Ich habe etwas erreicht von null auf. Also ich hatte bei meiner Firmengründung keine Mami, keinen Papi, die da irgendwie im Hintergrund waren, weder finanziell, noch sonst irgendwie. Meine Eltern haben keine Ahnung vom Business und habe das also mit null Kapital irgendwie aus dem Boden gestampft.
Das war ja toll für mich. Ich konnte einfach beispielsweise das Autofahren, worauf ich Lust hatte. Die Leasingrate war egal und genehmigt wurde es auch von jeder Leasingbank, weil die Bonität der Firma gut war. Und das waren Dinge, die haben mir schon sehr, sehr gut gefallen.
Und ja natürlich, ich gebe zu, es hat mir auch geschmeichelt, dass ich dann irgendwie einen Status bei irgendeiner Airline hatte oder sonstige Geschichten. Das waren Dinge, die fand ich alle toll und an denen habe ich mich orientiert.
Und als ich dann tatsächlich meinen Herzinfarkt hatte und auch reanimiert werden musste auf der Intensivstation, da haben sich einfach die Prioritäten massiv verschoben und ich habe mir dann auch wirklich so Gedanken gemacht, diese klassische Werbung, die es früher mal gab, mein Haus, mein Boot, mein Auto, mein Pferd so ungefähr, das kann doch nicht wirklich der Sinn sein, warum ich bis zum Umfallen hier gearbeitet und geführt und trainiert habe.
Da haben sich dann die Prioritäten verschoben und da mal eine richtige Bremse herein zu hauen und vielleicht bevor so ein Ereignis eintritt, darüber nachzudenken, das wäre schon ein wichtiger und guter Tipp.
Geropp
Die Schwierigkeit, ich überlege mir jetzt gerade, wie es ist, wenn du Partner von so jemandem bist. Du siehst von außen, Mensch, der läuft irgendwo gegen eine Wand. Wenn du ihm das sagst, wie man dir das ja auch gesagt hat, kommt es nicht an.
Hast du da einen Tipp für solche Leute, wie sie es hinkriegen können, den anderen zu überzeugen oder zu mindestens mal ein bisschen darauf aufmerksam zu machen, sodass er wirklich darüber nachdenkt und nicht das Gefühl hat, „ja, ja, ja, der Burnout und weiter, alles bei anderen, aber nicht bei mir.“
Sänger:
Ja, wenn es schon so weit ist, dann ist es im Prinzip zu spät, da hast du als Partner keine Chance. Ich nehme mein Frau sehr ernst und meine Frau ist auch die, auf die ich wahrscheinlich am allermeisten, wenn überhaupt, auf jemanden höre, aber als sie mir das gesagt hat, habe ich ihr natürlich nur erklärt, warum ihre Sichtweise falsch ist und das für mich sich ganz anders anfühlt oder meine Sicht der Dinge eine ganz andere ist.
Was daran ideal ist, wenn du als Partner schon erkennst oder wenn der Partner schon erkennt, dass jemand da gefährdet ist, weil es vielleicht schon mal so Phasen gab, die aber Gott sei Dank glimpflich abgegangen sind, dann sollte man genau, wenn ein bisschen Ruhe ist, wenn man mal ganz entspannt ist, meinetwegen auch im Urlaub oder wenn man Zeit für sich hat, da sollte man es ansprechen und sagen,
„Mensch, ich mache mir immer mal wieder Sorgen, ich weiß aber, es bringt nichts, wenn ich dir das in dem Moment sage, was könntest du mir denn empfehlen, wie ich in so einem Moment, wo ich das von außen anders wahrnehme, als du es wahrscheinlich wahrnimmst, wie dringe ich da noch zu dir vor?“
Geropp
Okay.
Sänger:
Meine Frau und ich haben eine ganz klare Formulierung ausgemacht.
Und wenn sie mir die sagt, diese Formulierung, also einen bestimmten Satz, dann macht es bei mir inzwischen Klick und ich sage mir, hey, Moment, überprüfe mal deine Sicht und das, was dir deine Frau gerade sagt, in meinem Fall eben, und schaue, ob es tatsächlich nicht auseinander geht.
Früher habe ich es einfach weg gewischt so nach dem Motto, ja, ja, was die schon wieder denkt, und mit dieser Formulierung bin ich jetzt in jedem Fall so, dass ich sage, Moment, wenn sie diese Formulierung benutzt, das macht die natürlich nicht täglich, sondern nur, wenn sie wirklich wieder Sorge hat, wenn sie die schon benutzt, dann muss da wahrscheinlich auch echt was dran sein. Überprüfe das mal. Und das geht nur, wenn du das vorher in einer wirklich entspannten und ruhigen Zeit mal vereinbart hast miteinander.
Geropp
Ja. Verstehe ich. Das heißt, da musst du den guten Zeitpunkt, wo, was weiß ich, wie du schon sagst, im Urlaub und zwar nach den fünf Tagen, wo man über solche Sachen dann mal in aller Ruhe sprechen kann und der andere auch offen dafür ist. Ja. Das leuchtet mir ein.
Ich erkenne bei vielen auch von Kunden von mir ab einem gewissen Alter ist das eine kritische Sache. Mein Gefühl ist, wenn jemand 28, 30 ist, ich kenne das auch noch von mir, da hat man das Gefühl man kann 24 Stunden arbeiten und es passiert nichts. Das macht man dann auch mal eine Zeitlang. Gut. 24 Stunden jetzt vielleicht nicht. Aber irgendwann macht der Körper halt, gibt einem dann mehr oder weniger ja auch zu verstehen, dass es nicht mehr so weit ist. Und da ist das, glaube ich, ganz entscheidend.
Das heißt, so was würdest du sagen, ab welchem Alter fängt das so hauptsächlich an?
Sänger:
Das ist natürlich jetzt auch wieder so ein bisschen der individuellen Konstitution geschuldet. Also ich habe aktuell gerade einen Dienstleister, da ist der Chef 25 und ich unterstütze gerne Firmen, wo sich junge Menschen getraut haben, sich selbstständig zu machen.
Und selbst der hat schon Anzeichen und ich habe mit ihm darüber geredet und er hat es dann unter vier Augen auch wirklich gesagt, dass so manche Dinge nicht so sind, wie er sich das wünschen würde, in Bezug auf sich selbst. Ansonsten würde ich sagen, so ein bisschen pauschalisiert, spätestens ab Mitte 30 sollte man genauer hinschauen, denn ich möchte jetzt nicht sagen, da geht es bergab, das wäre falsch, aber da steckt man dann so drin auch in verschiedenen Routinen, die man sich angewöhnt hat in der Zeit davor, dass man da echt ab und zu mal schauen muss, dass man seine Art und Weise zu arbeiten und vielleicht auch zu denken und zu performen, noch mal auf einen Prüfstand stellen sollte.
Geropp
Ja. Ich freue mich sehr, weil ich das für ein sehr wichtiges Thema halte, weil ich das bei einigen Kunden sehe, wie das abläuft, dass wir da speziell mal zur Vertiefung so ein Webinar machen. Du hast dich da bereiterklärt am 13. September, dass wir da ein Webinar machen, wo es genau um diese Sachen geht.
Also wie erkennt man überhaupt, dass man da drin ist? Was sind so die Symptome? Was sind schädliche Glaubenssätze, an denen man erkennen kann, wenn ich ehrlich bin, bin ich gefährdet in dem Bereich? Was, wir hatten es vorhin mal kurz angesprochen, was genau ist eigentlich Erfolg, Zufriedenheit? Wie viel Erfolg möchte ich? Brauche ich diese Sachen?
Gerade weil du ja diese Phase durchgemacht hast mit dem Herzinfarkt, glaube ich, kann das extrem hilfreich für Leute sein, die genau da in diesem, wir haben es ja genannt, High-Performer sind, Ü 41, die also wirklich reinhauen, sehr erfolgreich sind, aber aufpassen müssen, dass ihnen das nicht passiert.
Sänger:
Genau. Ganz wichtig zu sagen, beim Webinar, da kann man nichts kaufen, selbst wenn man noch so sehr will, es ist kein Verkaufs-Webinar, auch wenn ich Verkaufstrainer bin, sondern es geht rein nur um die Information, weil es tatsächlich, mir geht es auch, wie dir.
Ich sehe viele Menschen, die genau auf dem gleichen Weg unterwegs sind, wie ich war vor meinem Herzinfarkt und vielleicht schaffe ich es ja einen kleinen Impuls zu setzen, dass der eine oder andere bevor irgendwas Blödes passiert, noch kurz irgendwie ein bisschen die Richtung ändert und somit das Schlimmste verhindern kann. Also wie gesagt, kein Verkaufs-Webinar, keine digitale Kaffeefahrt, sondern wirklich rein nur Information.
Geropp
Ich freue mich darauf. Vielen Dank Martin und dann schauen wir mal, dass wir da möglichst viele Leute überzeugt kriegen hin und wieder sich einfach mal eine Auszeit zu gönnen.
Sänger:
Ich freue mich auch darauf. Vielen Dank, Bernd.
Geropp
Danke.
Weiterführende Links
Das inspirierende Zitat
„Ständig gehetzte Zeitgenossen vermitteln den Eindruck, dass sie ihr Leben unbedingt in Rekordzeit hinter sich bringen wollen.“
Ernst Ferstl
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