FPG 159 – Wie findet man erfolgreiche Vertriebler? – Interview mit Dirk Kreuter Teil 2
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Vor wenigen Monaten bin ich auf den Vertriebsexperten Dirk Kreuter aufmerksam geworden. Dirk ist seit über 25 Jahren als erfolgreicher Autor, Trainer und Redner rund um die Themen „Verkaufen“ und „was macht gute Verkäufer aus“ unterwegs. Heute der zweite Teil meines Interviews.
Sie haben den ersten Teil noch nicht gehört? Na, dann schnell nachholen. Denn dort stelle ich Ihnen Dirk Kreuter vor und Sie erfahren in unserem Gespräch, was einen guten Verkäufer ausmacht. Einfach hier klicken für den ersten Teil!
Heute geht es darum, wie man gute Vertriebler findet und worauf man bei der Einstellung achten sollte.
Und am Ende des Gesprächs erfahren Sie auch, was es mit Dirk Kreuter’s Spruch „Fette Beute“ auf sich hat und warum mir dieser Spruch anfänglich überhaupt nicht gefallen hat.
Dirk Kreuter
Dirk war schon Trainer wie auch Speaker des Jahres und er ist Mitherausgeber von über 50 Fachbüchern, DVD’s und Hörbüchern.
Die Vertriebsfachzeitschrift acquisa zählt ihn zu den führenden Verkaufstrainern im deutschsprachigen Raum.
Sein Podcast „Dirk Kreuter’s Vertriebsoffensive“ findet sich permanent unter den Top Platzierungen in iTunes im Bereich Business.
2-3 mal pro Woche kommen da neue Podcastfolgen mit eigenen Inhalten und Interviews zum Thema Verkaufen raus.
Gleichzeitig veröffentlicht er mehrere Videos pro Tag auf seinem YouTube Kanal wie auch auf facebook.
Was mir gefällt ist: Er lebt das was er sagt, nämlich Vertrieb und Marketing und zwar mit voller Konsequenz: Mit seinen Worten: er macht Attacke und Schlagzahl.
Der Vertriebsprofi über gute Verkäufer
Im Podcast wie auch in den Videos erlebe ich ihn als einen Kenner der Verkaufsmaterie und einen motivierenden Redner. Seine Vision: Er hat sich das Ziel gesetzt eine Million Menschen bis 2020 zu besseren Verkäufern auszubilden.
Ein wichtiges Instrument hierfür ist seine 2-tägige Veranstaltung: Die Vertriebsoffensive. Sie findet 9-10 mal im Jahr in verschiedenen Städten im deutschsprachigen Raum statt und hat pro Event im Schnitt über 2.000 Teilnehmer.
Das inspirierende Zitat
„Im ersten Jahr habe ich genau 9 Flaschen verkauft. Nachdem ich einen guten Verkäufer gefunden hatte wurden es ein paar mehr.“
John Pemberton
„Ohne meinen Vertrieb wäre ich Millionär. Dank meines Vertriebs wurde ich Milliardär.“
Paul Getty
Weiterführende Links:
- Webseite von Dirk Kreuter
- Der erste Teil meines Interviews mit Dirk Kreuter
- Dirk Kreuters Podcast
- Die Vertriebsoffensive
- Dirk Kreuters YouTube Kanal
- Dirk Kreuters Buch: Entscheidung Erfolg
- Dirk Kreuters Buch: „Umsatz Extrem“
Das transkribierte Interview mit Dirk Kreuter
Geropp:
Dirk, Geschäftsführer in kleinen oder mittelständischen Unternehmen, die haben, wenn ich mit denen zu tun habe, immer das Problem, sie brauchen für die Entwicklung Mitarbeiter. Das ist so momentan.
Aber immer ist es auch ein Problem, gute Vertriebsleute zu bekommen, vor allem die Hunter-Typen. Wie sollen die das machen?
Kreuter:
Da müssen wir uns zwei Sachen angucken. Das eine ist, wo kriege ich die her? Und das andere ist, wie wähle ich die aus?
Also treffen sich zwei Führungskräfte abends in der Bar. Sagt der eine zu dem anderen, „du hör mal, der neue Außendienst-Mitarbeiter, du, der scheint ja fleißig zu sein?“ „Ja, ja“, sagt der andere, „ja, ja, das ist seine Stärke.“ „Wie? Was ist seine Stärke? Das er fleißig ist?“ „Nein, nein, dass er scheint.“
Das bringt es so auf den Punkt. Ein Verkäufer lernt Produkt und Dienstleistung im besten Licht da stehen zu lassen. Und ein Verkäufer weiß auch, wenn er die Stellenanzeige sieht, wenn er sich ein bisschen mit dem Unternehmen beschäftigt, was er zeigen und sagen muss, dass die Führungskraft ihn einstellt. Also die eine Hürde ist, wie läuft der Auswahlprozess? Und jetzt kommen einfach mal ganz Ratgeber mäßig pragmatische Schritte.
Erstens. Erstelle ein Anforderungsprofil. Was brauchst du wirklich? Hunter, Farmer, langer Salecycle, kurzer Salecycle? Brauchst du einen Telesales oder einen Außendienst? Brauchst du einen Handelsvertreter oder einen Festangestellten? Mach da immer die ja, nein, ja, nein, ja, nein. Aber erstelle das Profil. Erstens.
Zweitens. Texte die Stellenanzeige. Das ist schon extrem schwierig. Schreib da rein, was du haben willst und was du nicht haben willst. Ganz klar.
Wenn du da einen Hunter suchst und du schreibst was rein mit Team orientiert, interessiert kein Schwein. Ein Hunter muss nicht Team orientiert sein. Ein Hunter will jagen. Der will hier nicht den Freundeskreis erweitern. Ein Farmer ist anders unterwegs.
So. Also du musst gucken, texten. Dann platzierst du die Stellenanzeige in den entsprechenden Online-Portalen. Offline ist, also Print ist tot. Haken dran. Print ist tot.
Du musst in die Online reingehen. So. Allein schon der Titel der Job-Beschreibung, der muss extrem gut getextet werden. Ich rate dazu, zum Beispiel, ein und dieselbe Stellenanzeige bei XING einzustellen. Zehn Mal die gleiche Stellenanzeige mit zehn verschiedenen Job-Titeln.
Geropp:
Okay. Ja.
Kreuter:
Weil, wenn du hinschreibst, ich suche einen Telesales, kriegst du eine andere Qualität, als wenn du schreibst, ich suche einen Callcenter-Agent Outbound. Eine andere Qualität.
Also unser bester Tipp ist, Vertriebsassistent im Innendienst. Haben wir die Mischung aus Qualität und Quantität bei uns am besten getroffen. Unsere Telefon-Verkäufer finden wir über diesen Text. Dann führst du immer, immer, immer ein telefonisches Interview. 30 Minuten, strukturiert.
Die ersten 15 Minuten stellst du deine Fragen. Und die letzten 15 Minuten stellt der Bewerber seine Fragen. Niemals lädst du jemanden ein, mit dem du nicht vorher eine halbe Stunde telefoniert hast. Und du stellst die richtigen Fragen.
Geropp:
Das machst du aber als Geschäftsführer?
Kreuter:
Nein, das macht bei mir die Dame, die bei uns fürs Recruiting verantwortlich ist. Unsere Vertriebsleiterin, die macht das. Du musst jemanden haben, der in dem Thema wirklich gut drin ist. Du musst die richtigen Fragen stellen. Und vor allen Dingen musst du genau zuhören, was die antworten.
Und auch hier der Tipp. Mach sowas an einem Tag. Macht vier, sechs, acht Stück hintereinander. Ist der ganze Tag kaputt. Ich weiß. Ja, aber lieber ist der Tag kaputt, als dass du die falsche Person einstellst.
So. Dann kommt das Vorstellungsgespräch. Im Vorstellungsgespräch machst du auch Rollenspiele. Wir empfehlen vier Rollenspiele mit jedem Verkäufer.
Erstes Rollenspiel ist, verkauf mir mal irgendein Nonsens-Produkt. Eine Kaffeetasse, einen Filzstift, was auch immer, damit ich sehe, wie ist der Prozess.
Zweiter Schritt ist, was hast du bisher verkauft? Verkauf mir mal dein vertrautes Produkt. Jetzt sehe ich, steht er hinter der Firma, steht er hinter dem Produkt.
Dann soll er mein Produkt verkaufen. „Sie haben sich ja bestimmt schon ein bisschen vorinformiert. Sagen Sie, was ist Ihnen aufgefallen? Ach ja, machen Sie mal.“
Und der vierte ist der Test, ob es ein Hunter oder ein Farmer ist. Also suchst du einen Hunter, musst du diesen Test machen. Ist ein Rollenspiel. So.
Danach gibt es definitiv erst noch ein Probe-Arbeitstag. Egal, wie gut der war. Es gibt einen Probe-Arbeitstag. Und das bedeutet, dass zum Beispiel ein Telefon-Verkäufer nach maximal zwei Stunden selber telefoniert, selber live telefoniert.
Geropp:
Für dich? Im dem (Adresspool?)?
Kreuter:
Ja, natürlich. Klar. Du suchst ein paar Adressen raus, wo er nicht groß Schaden anrichten kann, aber du lässt ihn telefonieren. Und dann guckst du, kann der das, will er das, macht er das überhaupt. Du testest ihn.
Dieser Probe-Arbeitstag ist ein Assessment-Center. Einen ganzen Tag. Alle Kollegen gucken sich den an. Sie schauen, wie verhält der sich. Du gehst Mittags mit dem Mittagessen. Du guckst, hat der Kinderstube und so weiter. Fühlst du dich wohl in seiner Gegenwart?
Wenn du dich nicht wohlfühlst, fühlen sich deine Kunden auch nicht wohl mit ihm. So. Und am Ende des Tages triffst du die Entscheidung. Und dann bekommt er einen Vertrag.
Geropp:
Ganz kurz. Triffst du die Entscheidung? Triffst du die mit deinem Team zusammen? Wie machst du es?
Kreuter:
Also ich persönlich treffe die Entscheidung gar nicht mehr. Ich lege nur noch ein Veto ein, wenn einer komplett, wenn es ein Mensch ist, wo ich sage, mit dem möchte ich nicht meinen Tag verbringen.
Aber ansonsten, mein Team kennt die Kriterien. Mein Team wählt die Leute aus. Die sind da extrem gut geschult. Die wissen worauf es ankommt. Es ist so, dass/ Oder dass im Vorstellungsgespräch sind immer drei drin. Immer drei. Niemals alleine. Never ever. Allein schon wegen AGG-Gründen. Niemals alleine.
Der Tipp ist, immer mindestens eine Frau rein. Hört sich doof an, aber eine Frau hat, ich kann es so erklären und die Frauen werden jetzt gleich sagen, eh pack mal 5 Euro in die Chauvi-Kasse. Ja. Aber man sagt, eine Frau weiß, ob der die Familie ernähren kann. Die hat da ein Gefühl für. Das ist anders. Und deswegen mindestens eine Frau.
Der, der nachher den Hut auf hat, der führt die Rollenspiele nicht selber. Das ist auch wichtig. Du kannst viel mehr Informationen verarbeiten, wenn du nur beobachtest. Zu dritt das Rollenspiel. Und schlussendlich entscheidet meine Vertriebsleiterin, ob der einen Arbeitsvertrag bekommt oder nicht. Aber sie geht durchs Team und fragt das Team, was sind deine Eindrücke? Und dann schildert das Team auch, was sie gut finden und was sie nicht so gut finden.
Also zum Beispiel, in einer Pause geht der raus auf den Balkon bei uns, um zu rauchen. Und beim Rauchen stehen die halt zu Dritt draußen. Und dann fragt der Sachen, wie bekommt er eigentlich die Überstunden bezahlt? Und macht ihr immer länger als üblich? Und sag mal, wie ist das denn mit den Urlaubstagen? Und wenn ihr Veranstaltungen am Wochenende habt, bekommt ihr die bezahlt oder was ist da? Jetzt stellt er die ganzen Mitarbeiter mit Freizeit-orientierter-Schonhaltung Fragen. Ja? Mitarbeiter mit Freizeit-orientierter-Schonhaltung. Ja.
Geropp:
Okay.
Kreuter:
Die Fragen werden jetzt gestellt. Und dann weiß das Team, auf den kannst du nicht zählen. Der hat das falsche Mindset. Und das würden wir dann am Ende des Tages, wenn sie rumgeht und fragt, „erzähl mal was“, und dann sagen die, „hey, draußen auf dem Balkon, der war so und so und so. Das ist kein A-Mitarbeiter, das ist nicht mal ein B-Mitarbeiter. Lass die Finger davon.“
Bei einem Außendienstler ist es schwieriger. Dann fährt der aber auch mit raus. Vormittags mit dem einen Verkäufer, Nachmittags mit dem anderen, Abends gibt es ein Feedback-Gespräch.
Aber testet. Dann gibt es den Arbeitsvertrag, dann gibt es die Probezeit. Und die Probezeit ist elementar. Die meisten kümmern sich nicht richtig drum. In der Probezeit gibt es Milestones, nämlich was muss er kennen, das muss er können und was muss er getan haben, bis wann, sodass ich am Ende der Probezeit wirklich eine Entscheidung treffen kann, ja oder nein.
Geropp:
Wenn ich dich richtig verstehe, machst du das vor allem deswegen mit den vielen Leuten ja auch, a, ob der zu euch passt, ob er die richtige Mindset hat, die ja für euch wichtig sind. Und dann zum einen werden Sachen abgefragt quasi, aber zum anderen ist es auch wichtig ein Bauchgefühl von den ganzen Leuten, und wenn dann einer sagt, Jungs, das ist kein A-Mitarbeiter, das ist ein B-Mitarbeiter, dann wird gesagt, okay Jungs, ich habe das zwar anders gesehen, aber lieber warten wir, dass wir noch einen lieber einen nicht einstellen, als den falschen einstellen.
Kreuter:
Die Grundregel ist immer im Zweifel gegen den Kandidaten. Immer. Immer. Immer. Immer. Im Zweifel gegen den Kandidaten. Wir müssen aufpassen.
Viele Führungskräfte machen diesen Prozess wirklich amateurhaft, nämlich sie tappen in die Ähnlichkeitsfalle. „Ja, ich habe auch in Aachen studiert und ich war auch im Bereich Sicherheitstechnik“, und jetzt baust du auf einmal Sympathie auf und Vertrauen auf. Und das ist eine Falle, in die du reinläufst. Ja. Und da muss jede Führungskraft drauf aufpassen.
Geropp:
Und du sagst, okay, das kriege ich eigentlich dadurch raus, dass ich sage, ich habe mehrere.
Kreuter:
Ich habe mehrere.
Geropp:
Die haben dann vielleicht auch nicht diese Einstellung, weil davor kann ich mich ja teilweise gar nicht wehren. Das ist ja in mir. Deswegen ist es gut, das mit mehreren zu machen.
Kreuter:
Bei uns ist die Regel, wenn von den dreien im Vorstellungsgespräch einer sagt, „nein“, ist der raus. Einer sagt, „nein, den Kandidaten nicht“, ist der raus und kommt nicht in die nächste Runde rein. Und das ist extrem wichtig.
Also es kommt durch zwei Sachen. Nicht nur der Chef. Also diese Amateur-Chefs, die sagen, „nach fünf Minuten weiß ich, ob der passt oder nicht“, das ist so ein Schwachsinn. Das ist so ein Unsinn.
Du kannst zum Beispiel bei einem Telefon-Verkäufer, das ist das Anspruchsvollste, einen Telefon-Verkäufer kannst du rein äußerlich nie identifizieren. Wir haben einen unserer besten Telefon-Verkäufer, war in der Vergangenheit ein Typ, schwarze Lederklamotten, Vollbart, lange Haare, Ohrringe, tätowiert. Da hättest du/ In der Dämmerung wechselst du die Straßenseite, weil du Angst hast. Am Telefon eine Granate. Der kann wirklich mit Top-Entscheidern über Prozess-Vertrieb sprechen. Er hat Ahnung. Super.
Oder dann haben wir die total übergewichtige Hausmama, die nach drei Jahren das erste Mal wieder irgendwie Telefon-Job machen will. Dann sagst du, äußerlich geht gar nicht. Du gibst ihr einen Telefonhörer in die Hand und die Sonne geht auf. Und du sagst, „wow.“ Also das kannst du nicht mal eben so hinkriegen.
Egal, wie viel Menschenkenntnis du hast. Und deswegen ist es einmal mehrere, die gut ausgebildet sind. Und das andere ist ein strukturierter Prozess.
Geropp:
Ja. Das macht absolut Sinn.
Kreuter:
So. Jetzt habe ich aber nur den ersten Teil der Frage. Der Zweite ist nämlich, wo kriege ich die her?
Geropp:
Stimmt.
Kreuter:
So. Wo kriege ich die her? Empfehlungsmarketing. Gute Leute kennen andere gute Leute. Frag deine eigenen Mitarbeiter.
Recruiting ist nichts, was man mal temporär macht. Recruiting macht man immer. Wenn du ins Lokal gehst und du triffst eine super Kellnerin da, sprich die an. Wenn du am Flughafen bist und die Jungens von der Kreditkartenfirma quatschen dich an, dann hör zu. Guck, was sie mit dir machen.
Und wenn du einen Hunter suchst, da hast du einen. Dann gibst du deine Karte und sagst, „hey komm, lass uns reden.“ Wirb ab. Wirb ab, da wo du einen guten hast, wirb ab. Online-Stellenanzeigen, Agentur für Arbeit kann funktionieren, ist aber dann echt die Ausnahme. Das sind so die wesentlichen.
Geropp:
Ich glaube das, was du eben gesagt hast, auch vor allem Leute zu nehmen, die vielleicht gar nicht in deiner Branche sind. Wenn Sie aber, es gibt diesen Spruch, glaube ich, higher for attitude and train for skills. Und das machen in dem Bereich, in dem ich mich momentan häufig befinde.
Da sind viele Ingenieure oder die haben Technisches. Da sag ich, aber der kennt sich ja gar nicht aus. Der ist ja gar nicht Ingenieur. Der hat ja das nicht. Das ist eigentlich alles Unsinn. Wichtig ist der richtige Mindset.
Kreuter:
Ja. Also der Begriff „Vertriebsingenieur“ ist ja eigentlich so eine Doppellüge. Also ich sag jetzt mal, in einem Pharmavertrieb mit langem Salecycle im Projektvertrieb, ist eine Doppel. Die Ingenieure arbeiten überhaupt nicht richtig in der Technik. Und vertrieblich tun sie auch nicht richtig.
So. Also was willst du jetzt? Einen Vertriebsingenieur? Du brauchst eigentlich einen Vertriebler, der das alles koordiniert und der die Prozesse im Griff hat. Nachher holst du dir einen Ingenieur dazu. Den nimmst du mit an die Hand und sagst, „komm in dem Projekt, lass uns mal gucken.“
Geropp:
Ja, da bin ich ein bisschen/ Also ich verstehe, im Hunter-Bereich, im wirklichen Pharma-Bereich, wenn es wirklich so um lange Salecycle, wenn der wirklich ein Key-Account ist und soll was Neues vielleicht sogar entwickelt werden, Projekt gemacht werden muss, dann ist schon ein gewisses technisches Verständnis da, weil der andere, der macht zwei Fragen und denkt, der hat ja gar keine Ahnung.
Und dann brauche ich den Vertriebsmann nicht. So habe ich es zu mindestens erfahren. Aber es wird viel zu stark gedacht, der muss sehr gut technisch sein. Nein, er muss nur die Sprache relativ schnell können. Und was solche Leute teilweise hervorragend können, ist sich schnell einarbeiten. Und die Sprache des Kunden dann sprechen können.
Es ist so, dass es bestimmte Sachen gibt, da brauche ich einfach relativ lang, um den zu trainieren damit er dahin kommt, damit er wirklich mit einem anderen Ingenieur auch von dem auch wahrgenommen wird. Er wird ja getestet. Und durch dieses Testen, da muss er durch. Wenn er das nicht schafft, weil er zu kurz trainiert wurde drauf, das geht nicht in ein paar Wochen. Da muss ich den längere Zeit durchdringen.
Dann bin ich aber auch ganz bei dir. Ich habe damals Service-Leute weltweit gesucht, die den Vertrieb im Service unterstützen, also auch eigentlich Richtung Vertrieb, Verkauf. Aber vor allem, die mussten in eine Papierfabrik reingehen und die mussten mit dem Instandhaltungsleiter, der musste sagen, der Vertrieb will mir hier was verkaufen. Auf der Ebene. Und da wurde immer gesagt, das müssen Ingenieure sein.
Und ich habe die besten Erfahrungen im Ausland, in Australien, Südafrika vor allem gemacht mit Leuten, die gar keine Ausbildung ursprünglich hatten. Gar kein Ingenieur. Sondern die haben von der Pike auf gelernt. Die sind als Monteur irgendwo gewesen. Haben sich dann interessiert für die Sachen. Haben sich aufgebaut. Die waren nachher, haben viel besseres Verständnis gehabt, als der Ingenieur, der jetzt von der Hochschule kam.
Und wenn die beim Kunden waren, und denen hatte ich dann auf die Visitenkarte Service-Ingenieur, da hatte ich aber dann was zu hören in der deutschen Zentrale. „Das ist doch gar kein Ingenieur.“ Scheiß egal, weil, die haben einen super Job gemacht und die haben teilweise einen besseren Job gemacht als die, die eigentlich die Ausbildung hatten. Also von daher, train for skills und higher for attitude.
Kreuter:
Auf Deutsch übertragen: Du darfst keine Leute einstellen, denen du dann später sagst, „ey, du musst mal freundlich zu dem Kunden sein.“ Du musst freundliche Leute einstellen.
Geropp:
Stimmt. Sehr schön. Ja. Ja. Abschließend würde ich gerne eine kleine Geschichte erzählen, weil die sehr gut, glaube ich, reinpasst auch in der Richtung Mindset.
Ich hatte es dir vorhin erzählt, ich bin eigentlich erst so vor einem halben Jahr auf dich gekommen und habe dich so ein bisschen beobachtet. Bin ganz begeistert, wie du von offline auf online geswitched hast. Habe auch deinen Podcast und alles gehört.
Aber mich hat das immer tierisch gestört, dass da zum Schluss dein typischer Spruch ist, sag ihn selbst.
Kreuter:
Fette Beute.
Geropp:
Fette Beute. Dachte ich, wie kann der das jedes Mal sagen. Das, was der sagt, ist doch alles sinnvoll. Und jetzt sagt er „fette Beute.“ Warum? Weil meine Assoziation war, hier fette Beute, der Kunde ist fette Beute.
Will ich als Kunde als fette Beute gesehen werden? Nein. Ich höre immer weder auch Podcast zusammen mit meinem Sohn und frage dann, „hier schau mal, hör dir den mal an. Was hältst du von dem?“ „Ja, der ist super. Habe richtig einiges gelernt von dem.“
Sage ich, „ja, ich finde das auch gut, aber weißt du, was mir nicht gefällt, ist dieses „fette Beute.“ Das macht ihn mir richtig unsympathisch – von so jemandem möchte ich nichts kaufen. Sagt er, „warum?“ Habe ich gesagt, „Ja, schau mal, die fette Beute, der Kunde wird als fette Beute.“ „Nein, nein, Moment, Moment. Papa, das stimmt doch gar nicht. Die fette Beute ist das, was rauskommt. Der Kunde und du selbst als Verkäufer, ihr habt gemeinsam fette Beute gemacht, weil ihr zusammengekommen seid und für beide gibt es eine Win-Win-Situation.“
Und da ist mir eigentlich erst – deswegen Mindset – aufgefallen, ach du Schande, da bin ich doch in alten Glaubensätzen drin und habe das vollkommen falsch gesehen. Ich würde gerne von dir deswegen noch mal diesen Spruch „fette Beute“ erklärt bekommen: was steckt für dich da dahinter?
Kreuter:
Ja. Ich habe irgendwann mal gehört, dass das ein hanseatischer Kaufmannsgruß ist aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Geropp:
Okay.
Kreuter:
Also so Schwerin, Wismar, Hamburg, Bremen. So die Hansestädte. Da haben die Kaufleute sich untereinander fette Beute gewünscht und damit eben gute Geschäfte.
Geropp:
Gute Geschäfte. Okay.
Kreuter:
Das war so meine ursprüngliche Intension. Und ich wollte natürlich was haben, was unverkennbar ist und was die Menschen mit mir assoziieren.
Und deswegen sage ich immer am Ende und ich wünsche dir jetzt fette Beute. Damit ist nicht das gemeint, was viele denken, nämlich so der Jäger. Der Jäger, der das Gewehr nimmt und die Beute erschießt und sich dann daran erfreut an dem toten Tier. Und davon satt wird. Ja. So. Und dann immer, darum geht es nicht. Es geht nicht da drum einen Kunden zu erschießen und dann…
Geropp:
Quasi über den Tisch zu ziehen …
Kreuter:
Genau. Das ist nicht gemeint.
In der heutigen Zeit kann kein Verkäufer mehr kurzfristig Erfolg haben. Das geht nicht mehr. Durch das Internet haben wir eine absolute Transparenz. Jeder Verkäufer, jedes Unternehmen würde sofort negativ bewertet werden. Und du würdest diese Bewertungen finden. Und dann wäre das Ende, Gelände.
Die Kunden sind ja heute auch clever. Ich schaue ja auch bei vielen Anbietern erst, kann man dem vertrauen? Wer ist denn das? Wer kommt denn da? Was will denn der? Und wo weiter. Also von daher, das ist immer langfristig. Aber fette Beute ist für mich, so wie es dein Sohn sieht.
Geropp:
Gute Geschäfte finde ich, so muss man es assoziieren.
Kreuter:
Aber gute Geschäfte, das ist tot langweilig. Das merkst du nämlich. Ja, ich wünsche euch jetzt gute Geschäfte. Das ist so lauwarm. Fette Beute ist schon ein bisschen, das steht schon für was. Das ist der Hintergrund.
Geropp:
Dirk, ich bedanke mich recht herzlich bei dir. Hat mir riesen Spaß gemacht und fette Beute.
Kreuter:
Dankeschön. Dir auch, Bernd.
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